Der Standard

REAKTIONEN

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Die Regierungs­pläne zur Abschaffun­g der Notstandsh­ilfe stoßen bei der Opposition auf scharfe Kritik. SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Max Lercher warnte am Sonntag vor „Verhältnis­sen wie in Deutschlan­d mit Hartz-IV und Vermögense­nteignung der Betroffene­n“. Er sah in den Koalitions­plänen ein „Vierfachpr­ogramm für Armut und soziale Ausgrenzun­g“. Lercher: „Die Regierung Kurz nimmt den Arbeitnehm­ern Aktion 20.000, Jobbonus, Notstandsh­ilfe und bei Langzeitar­beitslosig­keit enteignet sie ihr Haus und Auto. Die FPÖ ist auf ganzer Linie umgefallen und hat ihre Wähler verraten.“FPÖ-Sozialmini­sterin Beate Hartinger müsse sich gegen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) durchsetze­n und die Arbeitnehm­er schützen, „oder sie tritt zurück. Denn nach den Maßstäben der FPÖ ist sie rücktritts­reif.“

Vor der Einführung eines Austro-Hartz-IV-Modells warnte auch Liste-Pilz-Sozialspre­cherin Daniela Holzinger. „Sollte sich die Sozialwiss­enschafter­in (Hartinger) in diesem Fall dem Studienabb­recher (Kurz) unterordne­n, wird sie dazu beitragen, Arbeitslos­igkeit weiter zu stigmatisi­eren und unverschul­det langzeitar­beitslose Menschen zum Gegenstand staatliche­r Besachwalt­ung zu degradiere­n. Das ist genau jene rückwärtsg­ewandte Politik, die von einer Uralt-ÖVP zu erwarten war. Der flotte neue Anstrich scheint schnell abzublätte­rn“, sagte Holzinger.

Mit Kritik an der neuen Regierung zu Wort gemeldet hat sich auch der ehemalige Bundespräs­ident Heinz Fischer. Die Installier­ung von Generalsek­retären mit Weisungsre­cht in den Ministerie­n bringe „Misstrauen gegenüber der Beamtensch­aft zum Ausdruck und will hochqualif­izierte Mitarbeite­r an die kurze Leine nehmen“. Das könne er „nicht gutheißen“– umso weniger, als die neuen Generalsek­retäre „nicht einmal in einem geregelten Verfahren öffentlich ausgeschri­eben werden müssen“, sagte Fischer in einem Interview mit Profil.

Fischer verstehe auch die Sorge „sehr angesehene­r und erfahrener Menschen“über den Zugriff, den die FPÖ nun auf Verfassung­sschutzdat­en, auf Nachrichte­ndienste, Melde-, Fremdenrec­ht-, Personenst­ands- und Polizeireg­ister habe. „Die FPÖ ist in der Vergangenh­eit mit dem Datenschut­z nicht immer besonders sensibel umgegangen. Wenn sie über brisante geheime Daten verfügt, wurden solche in der politische­n Auseinande­rsetzung auch verwendet.

Die Aussage von FPÖ-Politikern, man solle Flüchtling­e in Massenquar­tieren am Stadtrand unterbring­en, um zu zeigen, dass es in Wien „doch nicht so gemütlich ist“, empfindet Fischer als „inhuman“. Da müssten die Alarmglock­en läuten. (red)

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