Verkehrsbüro füllt alten Wein in neue Schläuche
Neuer Chef Martin Winkler will Altbewährtes in neue Zeit mitnehmen und ortet Renaissance des Reisebüros
Wien – Er sieht sich als Ermöglicher, will Altes mit Neuem verbinden: Das Verkehrsbüro hat mit dem 36-jährigen Martin Winkler, der vor drei Monaten die Zügel von Österreichs größtem Touristikkonzern ergriffen hat, den jüngsten Vorstandssprecher in seiner gut hundertjährigen Geschichte.
Harald Nograsek (59), der den Konzern mehr als zehn Jahr geleitet und radikal umstrukturiert hat, ist Ende September 2017 auf eigenen Wunsch abgetreten. Er will sich als Privatier verstärkt Hobbys wie Reisen widmen. Winkler, der seit 2001 beim Verkehrsbüro tätig ist, hat die mit Aufkommen des Internet und sozialer Medien als immer wichtigeren Kommunikationskanälen einhergehenden Veränderungen hautnah miterlebt. Assistent des Vorstands, Leiter des Konzernmarketings, Chefcontroller waren die Stationen, bevor der gebürtige Wiener 2015 Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung der Verkehrsbüro Group wurde. Die Verantwortung für die Konzernfinanzen gehörte dazu.
„Die Breite an Möglichkeiten, die sich mir im Konzern geboten haben, war mit ein Grund, warum ich mich nie anderswo umgesehen habe“, sagte Winkler dem STANDARD. Die Durchlässigkeit zwischen einzelnen Konzernbereichen möchte er in seiner neuen Rolle als Sprecher des dreiköpfigen Vorstands forcieren.
Neben Winkler besteht das Führungsteam des Verkehrsbüros, das 3000 Mitarbeiter beschäftigt und Marken wie Ruefa, Austria Trend Hotels und Eurotours unter seinem Dach hat, aus Helga Freund und Helmut Richter.
Ob Geschäftsreisen oder Freizeittrips: „ Am Ende ist es der Mensch, der reist, Bedürfnisse hat und diese bestmöglich erfüllt sehen will“, sagte Winkler. Die Organisation im Hintergrund sei den Kunden egal. Was zähle, seien kompetente Ansprechpartner.
Für Winker ist das von vielen bereits totgesagte Reisebüro noch lange nicht am Ende: „Wir haben 2017 in unserer Reisebürosparte ein Rekordergebnis erzielt.“Bei aller Digitalisierung, die viele Vorteile mit sich bringe, sei ein steigender Bedarf an persönlicher Beratung festzustellen.
Anfragen zu Blockchain
„Für viele ist es beruhigend zu wissen, im Notfall jemanden anrufen zu können,“sagte Winkler. Die Bündelung des Wissens der rund 550 Mitarbeiter in den österreichweit 108 Ruefa-Standorten sei „ein Asset, das andere nicht haben“. Dieses Netzwerk werde man verstärken, auch durch Übernahme weiterer Reisebüros, sofern sie zu Ruefa passten.
Ein Thema, mit dem sich das Verkehrsbüro beschäftigen will, ist Blockchain, eine Verschlüsselungstechnologie im Internet, auf der zum Beispiel auch die Kryptowährung Bitcoin basiert. Winkler: „Es gab erste Anfragen von Geschäftskunden. Wir haben derzeit kein konkretes Vorhaben, können uns dem aber nicht verschließen.“