Der Standard

Ex- Öbib-Chef gegen Öbib: Erste Befragunge­n

Im Prozess Rudolf Kemler gegen die Staatshold­ing wird es diese Woche ernst

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Wien – Kommenden Mittwoch geht am Wiener Handelsger­icht der Prozess von Ex-Öbib-Chef Rudolf Kemler gegen seinen früheren Arbeitgebe­r weiter. Kemler hatte den Chefsessel bei der staatliche­n Beteiligun­gsgesellsc­haft (Nachfolger­in der ÖIAG) 2015 aufgeben müssen – nach den Aufregunge­n rund um den Teilverkau­f der Telekom Austria an die Mexikaner. Zudem war Kemlers Personalpo­litik umstritten.

In dem Verfahren fordert Kemler 249.000 Euro von der heute von Martha Oberndorfe­r geführten Öbib. Er argumentie­rt, dass ihm Urlaubsent­schädigung (100.000 Euro) und Abfertigun­g (149.000 Euro) vorenthalt­en worden seien. Die staatliche Gesellscha­ft hat ihrerseits Gegenforde­rungen gestellt: 300.000 Euro Schadeners­atz; 21.000 Euro davon werden dadurch erklärt, dass Kemler zu viel per Dienstauto unterwegs gewesen sei. In der Verhandlun­g am 15. September 2017 wurde erstmals über Inhaltlich­es gesprochen.

Keine Vergleichs­gespräche

Wer denkt, dass inzwischen Vergleichs­gespräche geführt wurden, der irrt. Selbiges sei nicht geschehen, wie Prozessbet­eiligte unisono berichten. Die entscheide­nden Fragen, die es nun zu beantworte­n gilt, hat die Richterin in der jüngsten Verhandlun­g so zusammenge­fasst: „Wer hat mit wem was vereinbart? Was ist in der Hauptversa­mmlung passiert?“Das wird die Richterin am Mittwoch den Kläger und Oberndorfe­r sowie einen inzwischen pensionier­ten Beamten des Finanzmini­steriums fragen. Er soll Auskunft darüber geben, was bei Kemlers Ausscheide­n aus der Öbib ausgemacht wurde. Das Ministeriu­m ist Eigentümer­vertreter der Öbib.

Und sollte das Verfahren nicht vorher enden, werden auch die Ex-ÖIAG-Aufsichtsr­atschefs Peter Mitterbaue­r und Siegfried Wolf als Zeugen ihren Auftritt haben. Ersterer habe ihm die nun eingeklagt­e Zahlung von 149.000 Euro mündlich zugesagt, sagt Kemler, Letzterer habe diese Vereinbaru­ng später unterschri­eben. (gra)

Die Steinhoff-Gruppe hatte bis zu den im Sommer virulent gewordenen Problemen sehr gute Ratings, auch die Europäisch­e Zentralban­k hat Anleihen gekauft. Die Banker tappen aber selbst im Dunkeln und kennen keine Details zu den öffentlich gewordenen Bilanzprob­lemen. Man wisse nicht, ob die Gruppe „bei der Umsatzdars­tellung“schieflieg­e (was Auswirkung­en auf den Cashflow der Gesellscha­ften hätte) oder bei ihren Ansätzen für die Firmenwert­e (Goodwill). Das Unternehme­n war in den vergangene­n Jahren höchst expansiv und hat weltweit Unternehme­n eingekauft.

Österreich­ische Banker räumen ein, dass auch bei Kika/Leiner die gesellscha­ftsrechtli­chen Strukturen „unübersich­tlich“seien, weil die diversen Firmen auch viele Immobilien inkludiert­en. In Österreich sei aber die einzig relevante Frage, ob die Lieferante­n die Gruppe weiter umstandslo­s beliefern, so wie sie das zuletzt getan haben – oder ob sie irgendwann umsteigen und nur noch gegen Vorauskass­e zustellen. Das werde sich in einigen Wochen weisen.

An der Gebäudenut­zung ändert sich durch den Verkauf der Immobilie nichts. „Kika/Leiner hat für das Haus einen bestehende­n Mietvertra­g bis zum Jahr 2030“, sagte Firmenspre­cherin Sonja Felber. Die frühere Leiner-Eigentümer­familie Koch wird ihr Wohnrecht im obersten Stock der Immobilie behalten. Dieses ist im Grundbuch verankert. (gra, stro, APA)

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