Zwei außer Rand und Band
Mikaela Shiffrin und Marcel Hirscher lassen die technische Konkurrenz im alpinen Skirennlauf verzweifeln. Die US-Amerikanerin gewann Riesentorlauf und Slalom in Kranjska Gora. Der Österreicher doppelte in Adelboden.
Adelboden / Kranjska Gora – Fast auf den Tag genau einen Monat vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang zog Marcel Hirscher der Konkurrenz in Riesentorlauf und Slalom erneut den Nerv. Der 28-jährige Salzburger feierte sein zweites AdelbodenDouble nach 2012 – am Samstag siegte er 0,17 Sekunden vor dem Norweger Henrik Kristoffersen, am Sonntag 0,13 vor seinem Landsmann Michael Matt, der seinerseits Kristoffersen um drei Hundertstel abhängte. Das Slalompodest im Berner Oberland gab also ein identisches Bild wie jenes am vergangenen Donnerstag abends in Zagreb ab.
Hirscher feierte im Slalom bereits den siebenten Sieg in der Olympiasaison, insgesamt hält er bei 52 Weltcuperfolgen. Auf Hermann Maier fehlen damit nur noch zwei Siege. Im Gesamtweltcup baute er seinen Vorsprung auf Kristoffersen auf 154 Zähler aus.
Im Gegensatz zur überragenden, mittlerweile schon neunfa- chen Saisonsiegerin Mikaela Shiffrin feierte Hirscher zuletzt knappe Erfolge, auch weil er nicht immer fehlerfrei war. „Das Rennen ist nach der Ziellinie vorbei. Aber natürlich ist es momentan schon ein wenig arg, dass es wieder so knapp war. Ein paar Hundertstel langsamer und dann bist Vierter und die Welt schaut ganz anders aus. Ich hoffe, ich kann mich dann auch erinnern, wenn es wieder mal umgekehrt ist“, sagte Hirscher nach seinem insgesamt siebenten Sieg auf dem Chuenisbärgli (vierter im Slalom).
Der sechsmalige Gesamtweltcupsieger könnte sich derzeit selbst nicht entscheiden, ob er im Riesentorlauf oder Slalom besser ist. „Es funktioniert beides sehr gut. Es läuft für uns richtig klass’. So eine unerwartete Saison wie heuer gab es überhaupt noch nie.“
Das nächste Herrenrennen steht am Freitag auf dem Programm, ob Hirscher die Kombination in Wengen bestreitet, ist fraglich. Klar ist sein Antreten im klassischen Slalom am Sonntag.
„Snow Space Princess“
Bei den Damen geht es bereits am Dienstag mit dem sogenannten „Nightrace“in Flachau weiter. Wer nach dem Slalom auf der Hermann Maier Weltcupstrecke den Titel „Snow Space Princess“trägt und den Löwenanteil des Preisgeldes von 168.000 Euro kassiert, steht eigentlich außer Frage. „Viele Zuschauer, eine tolle Atmosphäre. Außerdem mag ich es, in der Nacht zu fahren“, sagte Shif- frin. Das Maribor-Ersatzwochenende in Kranjska Gora hatte die erst 22-Jährige zum Double genutzt. Der 40. Weltcupsieg am Sonntag fiel mit 1,64 Sekunden vor der Schwedin Frida Hansdotter wieder überdeutlich aus. Bernadette Schild, als beste Österreicherin Fünfte, lag schon 2,43 Sekunden zurück. „Es hat unglaublichen Spaß gemacht heute. Schon der erste Lauf war unglaublich und ich habe mich auch im zweiten sehr gut gefühlt. Da gab’s zwar ein kleines Problem, ich konnte aber immer attackieren“, sagte Shiffrin nach ihrem 29. Sieg in einem Weltcupslalom.
Die Weltmeisterin und Olympiasiegerin hält nach erst 18 Bewerben in der Weltcupgesamtwertung bei 1281 Punkten und unfassbaren 721 Zählern Vorsprung auf Wendy Holdener. Auch die Schweizerin „Konkurrentin“zu nennen, verbietet sich beinahe. Fährt Shiffrin so weiter, kann sie sich so früh wie noch keine andere Branchenkollegin der großen Kristallkugel sicher sein. 40 Siege vor dem 23. Geburtstag hatten vor ihr nur der Schwede Ingemar Stenmark (40) und Annemarie Moser-Pröll (41) geschafft.
Shiffrins Kolleginnen sind angesichts der Form der Weltcup-Titelverteidigerin nahezu sprachlos. Bis auf den Saisonstart in Levi, wo vor ihr die Slowakin Petra Vlhova gewonnen hatte, hat Shiffrin alle folgenden vier Spezialslaloms für sich entschieden. Ihr Vorsprung im Torlauf am Podkoren war schon im ersten Durchgang derart groß, dass sich wegen der 108-Prozent-Regel nur bis zur 16. auch Weltcuppunkte ausgegangen wären, wenn dies auch schon der Endstand des Rennens gewesen wäre – der zweite Lauf verschönte ein wenig. (APA, sid, red)