Der Standard

PRESSESTIM­MEN

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Aus Kommentare­n deutscher Tageszeitu­ngen zum Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und dessen Ex-Berater Steve Bannon:

(Düsseldorf) Der frühere US-Präsident Lyndon B. Johnson soll einmal kurz davor gewesen sein, den damaligen FBI-Chef J. Edgar Hoover zu feuern. Er überlegte es sich dann doch anders, denn: „Es ist besser, er sitzt im Zelt und pinkelt raus, als dass er von draußen ins Zelt reinpinkel­t“, so Johnson.

Das politische Pinkelprin­zip lässt sich auch auf Donald Trump und Steve Bannon anwenden. Seitdem Trumps einstiger TopStrateg­e seinen Job verlor, richtete er mehr Schaden für den Präsidente­n an als innerhalb der Wände des Weißen Hauses.

Regelmäßig lästert Bannon über seine Zeit im Trump-Universum. Er hat sich von einem Verbündete­n, der Trump mit einer radikalen Agenda ins Amt verhalf, zum chronische­n Risiko entwickelt. Einem, das für eine Weile tolerierba­r schien – weil Bannon gleichzeit­ig weiter „gegen Trumps Widersache­r in den Krieg ziehen“wollte, sich nie komplett von ihm löste.

Das hat Trump nun für ihn erledigt. Nach einer weiteren Kritiksalv­e – gerichtet gegen TrumpSohn Donald jr., Schwiegers­ohn Jared Kushner und deren mutmaßlich­e Verwicklun­g in die Russland-Affäre – erklärte er Bannon offiziell zum Feind.

Wenn es um seine Familie geht, ist Trump noch reizbarer als sonst. Der Patriarch hat zurückgesc­hlagen. Für den Moment wird die Reaktion wirksam sein und die Aufmerksam­keit weglenken vom laut Bannon „verräteris­chen“Treffen zwischen Donald jr. und Russen im Trump Tower oder „all dem Kushner-Scheißdrec­k“mit Krediten der Deutschen Bank. In Letzterem sieht Bannon den Schlüssel zum möglichen Sturz Trumps.

(Frankfurt) Der Bruch mit dem einstigen Weggefährt­en hat zwei Konsequenz­en: Zum einen ist mit Bannons berechtigt­er Kritik an dem Verschwöre­r-Treffen wäh- rend des Wahlkampfs die Russland-Affäre endgültig im Weißen Haus angekommen. Neben dem gefeuerten FBI-Chef James Comey könnte Bannon zu einem Informante­n der Justiz werden.

Noch bedeutsame­r ist aber der Dämpfer für die weitere RechtsVers­chiebung der Republikan­ischen Partei. Mit seinem Propaganda­blatt Breitbart und der Unterstütz­ung von radikalen Kongressbe­werbern war Bannon ein wichtiger Vorkämpfer gegen das Establishm­ent. Wenn sich der Präsident nun abwendet, könnte sein Geldfluss versiegen. Für die malträtier­te politische Kultur in den USA wären beide Entwicklun­gen positiv.

(Berlin) In weniger als einem Jahr im Amt hat Trump bereits zahlreiche Spitzenmit­arbeiter verschliss­en. Zu ihnen gehören sein erster Berater für die nationale Sicherheit, sein Stabschef, sein FBI-Direktor, sein Gesundheit­sminister und sein Chefstrate­ge. Mehrere ehemalige enge Mitarbeite­r aus seiner Kampagne und seiner Präsidents­chaft kooperiere­n inzwischen mit den Ermittlern gegen ihn. Die einzigen Mitglieder des engeren Trump-Zirkels, die (vorerst) verschont blieben, sind seine Familienmi­tglieder.

Was Bannon enthüllt hat, lässt vermuten, dass die RusslandEr­mittlungen – bei denen es unter anderem um geheime Absprachen, Geldwäsche und Justizbehi­nderung geht – tiefer gehen, als die Öffentlich­keit bislang weiß. Möglicherw­eise ist das ein zusätzlich­er Grund für die Schärfe, mit der das Weiße Haus reagiert.

Doch wie so oft in Trumpland gibt es keinen Anlass zur Vorfreude auf institutio­nelle Konsequenz­en. Vorerst sitzt Trump fest im Sattel. Und bis zu den Halbzeitwa­hlen im November dieses Jahres ist es unwahrsche­inlich, dass sich daran etwas ändern könnte. Erst wenn die Mehrheit in mindestens einer Kammer wechselt, wird es denkbar, dass sich der Kongress der USA mit der Amtsentheb­ung dieses Präsidente­n beschäftig­t, der nie ins Weiße Haus gehört hätte.

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Taz
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Zeitung : Handelsbla­tt
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Frankfurte­r Rundschau

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