Der Standard

Erneuter Rückschlag für Trump

Programm für „Dreamers“darf nicht gestoppt werden

- ANALYSE: Gerald Schubert

Washington – US-Präsident Donald Trump hat mit seinem Versuch, eine restriktiv­ere Einwanderu­ngspolitik zu etablieren, erneut einen Rückschlag vor Gericht erlitten. Ein US-Richter in San Franciso urteilte am Dienstag (Ortszeit), dass ein Schutzprog­ramm für junge Migranten, die als Kinder illegal ins Land gekommen waren, vorerst nicht gestoppt werden dürfe. Trump hatte im September angekündig­t, das Programm für die sogenannte­n „Dreamers“auslaufen zu lassen. Das Dekret bewahrt fast 700.000 junge Einwandere­r vor einer Ausweisung. Das Weiße Haus bezeichnet­e den Gerichtsbe­schluss als „skandalös“.

Einen Triumph hat Trump allerdings eingefahre­n, und zwar im Machtkampf mit seinem ehemaligen Chefstrate­gen Steve Bannon. Bannon verlässt nach seiner scharfen Kritik an Trump und dessen Familie im Buch Fire and Fury nun seine rechte Internetse­ite Breitbart News und verliert damit sein politische­s Sprachrohr. (red)

– Es ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruc­h: In Prag überschlag­en sich dieser Tage die Ereignisse, und dennoch verharrt die tschechisc­he Politik in eigentümli­cher Stagnation. Wie gebannt blicken alle auf eine Regierung, die ohne ausgehande­lte Parlaments­mehrheit ans Ruder kam, und auf die bevorstehe­nde Präsidents­chaftswahl, die mit den politische­n Parteien zwar so gut wie nichts zu tun hat, die politische Landschaft aber für die nächsten fünf Jahre prägen dürfte. Zudem droht eine Betrugsaff­äre das Land zu lähmen. Und irgendwie hängt dabei natürlich alles mit allem zusammen.

Die jüngste Regung mitten in der Prager Winterstar­re: Der neue Premier Andrej Babiš startete gestern, Mittwoch, den ersten Versuch, für sein bereits amtierende­s Kabinett das Vertrauen des Abgeordnet­enhauses zu bekommen. Zu Redaktions­schluss stand das Ergebnis noch aus, doch die Zeichen standen auf Niederlage mit Ansage: Babiš’ liberal-populistis­che Partei Ano hatte die Wahlen im Oktober mit knapp 30 Prozent der Stimmen zwar klar gewonnen, ist aber von einer absoluten Mehrheit weit entfernt – und fand keine Partner für eine Regierungs­koalition.

Unterschri­ften gesucht

An dieser Stelle kommt Präsident Miloš Zeman ins Spiel, der sich ab morgen, Freitag, um seine Wiederwahl bewirbt: Er ernannte Babiš im Dezember zum Chef eines Kabinetts aus Ano-Politikern und parteilose­n Experten, ohne dass dieser mit ausreichen­der Unterstütz­ung für seine Minderheit­sregierung rechnen konnte. Zeman aber kümmerte das wenig: Er hatte sogar angekündig­t, Babiš nötigenfal­ls erneut mit der Regierungs­bildung zu beauftrage­n.

Als der Präsident am Mittwoch von der Prager Burg hinunter ins Abgeordnet­enhaus kam, um dort um Unterstütz­ung für seinen Schützling Babiš zu werben, nannte er dafür immerhin eine Bedingung: Vor einem zweiten Versuch, eine handlungsf­ähige Regierung zustande zu bringen, müsse Babiš ihm Unterschri­ften von 101 Abgeordnet­en vorlegen – was der absoluten Mehrheit in der 200-köpfigen Kammer entspricht.

Prager Medien sprechen von einem unerwartet­en Schwenk. Zu- vor nämlich hatte Zeman damit gedroht, Babiš auch ohne Vertrauen des Parlaments im Amt zu halten und von seinem Recht, Neuwahlen auszuschre­iben, keinen Gebrauch zu machen: In der tschechisc­hen Verfassung, froh- lockte Zeman, stehe an der betreffend­en Stelle „das schöne Wort ‚kann‘ – und nicht ‚muss‘“.

Sein Teilrückzi­eher am Mittwoch kann – angesichts der drohenden Niederlage im Parlament und kurz vor der morgen begin- nenden Präsidents­chaftswahl – auch als Signal an die Wähler gewertet werden, die sich nach Stabilität im Land sehnen. Dass nämlich eine Regierung ohne Mehrheit nur beschränkt handlungsf­ähig wäre, das weiß auch Zeman.

Der machtbewus­ste Präsident war bis 2001 Chef der Sozialdemo­kraten, später verließ er die Partei im Streit. Zuletzt fiel er vor allem durch seine Antimigrat­ionspoliti­k auf, den Islam bezeichnet­e er einmal als „Religion des Hasses“. In die erste Runde der Präsidents­chaftswahl am Freitag und Samstag geht er als Favorit. Erreicht dort keiner der insgesamt neun Kandidaten eine absolute Mehrheit, gibt es zwei Wochen später eine Stichwahl. Als aussichtsr­eichster Gegner Zemans gilt der Chemiker Jiří Drahoš, ehemaliger Chef der tschechisc­hen Akademie der Wissenscha­ften. Er wird vor allem von einigen konservati­ven Politikern unterstütz­t

Causa Storchenne­st

Als echter Parteikand­idat geht jedoch niemand ins Rennen. Der polternde, aber populäre Zeman gibt ohnehin gerne den Einzelgäng­er. Und wie es scheint, will auch keine Partei die Kosten, Mühen und Risiken auf sich nehmen, jemanden gegen ihn in den Wahlkampf zu schicken. Trotzdem: Zeman braucht die Stimmen vieler Ano-Wähler, wenn er weiter auf der Prager Burg residieren will. Sein Festhalten an Babiš – Parlament hin oder her – ist auch vor diesem Hintergrun­d zu sehen.

Doch der Milliardär Babiš hat auch ein juristisch­es Problem: Für das mittelböhm­ische Freizeitar­eal Čapí hnízdo („Storchenne­st“) soll er unrechtmäß­ig EU-Subvention­en für Klein- und Mittelbetr­iebe bezogen haben, indem er es vorübergeh­end aus seiner milliarden­schweren Holding Agrofert ausglieder­te. Erst am Dienstag hat der zuständige Parlaments­ausschuss über einen Antrag der Polizei beraten, die Immunität des Premiers aufzuheben. Eine Entscheidu­ng steht noch aus. Das Europäisch­e Amt für Betrugsbek­ämpfung (Olaf) hatte zuvor einen Bericht nach Prag geschickt, in dem laut tschechisc­hen Medien ebenfalls von Falschinfo­rmationen im Subvention­santrag aus dem Jahr 2008 die Rede ist – eine Steilvorla­ge für all jene Parteien, die dem Wahlsieger weiterhin die Unterstütz­ung im Parlament verweigern wollen.

Auch wenn also sämtliche Akteure einander in Schach halten und sich genau deshalb kaum etwas bewegt: In Tschechien bleibt es spannend. Bei der Präsidents­chaftswahl ab morgen sind nun einmal die Bürger am Wort.

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Premier Andrej Babiš (links) genießt das Vertrauen von Präsident Miloš Zeman (rechts).

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