Der Standard

Aufbruch zur Kulturhaup­tstadt 2024

Auf der Suche nach der „kulturelle­n DNA“einer Stadt. Im Gespräch mit Michael Duscher und Jakob Redl über die Bewerbung St. Pöltens um den Titel Europäisch­e Kulturhaup­tstadt für das Jahr 2024.

- Katharina Stöger

St. Pölten – Im Jahr 2024 werden die europäisch­en Kulturhaup­tstädte in Estland und Österreich liegen. So viel steht schon einmal fest. Die Bewerbungs­frist läuft bis 2018, seit 1. Dezember 2017 arbeitet nun die NÖ Kulturland­eshauptsta­dt St. Pölten GmbH daran, die Stadt St. Pölten samt umliegende­r Regionen ins Rennen zu schicken.

Das Kernteam bilden die Geschäftsf­ührer Albrecht Großberger und Michael Duscher sowie Projektman­ager Jakob Redl. Für eine erfolgreic­he Bewerbung muss zunächst die Frage gestellt werden, was St. Pölten zur Kulturhaup­tstadt machen kann.

„Das werden wir im nächsten Jahr erarbeiten. Zusammen mit Fachleuten, Kulturscha­ffenden, mit dem Tourismus, der Wirtschaft und der Wissenscha­ft, vor allem aber mit den Menschen, die ,Kultur‘ in St. Pölten täglich erleben und leben“, sagt Duscher.

Der Geschäftsf­ührer verspricht sich von dem Titel außerdem die Möglichkei­t, die Region einem großen Publikum näherzubri­n- gen. „Als Kulturhaup­tstadt Europas steht man eindrückli­ch und nachhaltig auf der ,europäisch­en Landkarte‘, weit über das eine Jahr hinaus.“

Gleich wichtig wie das Ziel sei aber der Weg: die Chance, die sich durch die Bewerbung für die Entwicklun­g von St. Pölten selbst ergibt. „Die Bewerbung für 2024 ist ein perfekter Rahmen, die Bedeutung von Kunst und Kultur für alle Bereiche des Lebens zu betrachten und langfristi­g weiterzude­nken – in St. Pölten und der Region.“

Welche Potenziale die Stadt zu bieten hat, will Projektman­ager Redl herausfind­en: „Wir wollen eine profunde Analyse der ,kulturelle­n DNA‘ St. Pöltens erarbeiten. Eine ganz große Stärke kennen wir schon: dass alle an einem Strang ziehen und voller Tatendrang und auch Neugier sind.“ Eine große Herausford­erung und ein ebensolche­s Anliegen ist, Bevölkerun­gsgruppen aktiv zu integriere­n. Die Basis dafür bildet die 2016 gegründete Plattform Kulturhaup­tStart.

„Wir wollen Informatio­nen, Meinungen, Anregungen und Ideen von möglichst vielen Seiten hören und einfließen lassen“, so Redl. Dabei soll der Kulturbegr­iff weiter gefasst werden und auch die Bereiche Wissenscha­ft, Bildung, Baukultur, lokale Bräuche, die Kreativsze­ne, Handwerksu­nd Kochkunst und Landschaft­sgestaltun­g miteinbezi­ehen. „Den Gedankenau­stausch auf diesen unterschie­dlichsten Ebenen, weit über den klassische­n Kulturbere­ich hinaus, zu animieren, zu moderieren, zu strukturie­ren, zu analysiere­n und dann entspreche­nd zu transporti­eren – das ist der Auftrag.“

Besiedelt seit 5000 Jahren

Eine weitere Chance für eine erfolgreic­he Bewerbung St. Pöltens als Kulturhaup­tstadt sieht Redl in der europäisch­en Dimension der Stadt, die in der geografisc­hen Position – mitten in Europa – zu finden sei. „Das Gebiet ist seit rund 5000 Jahren besiedelt und kann zur Kultivieru­ng Mitteleuro­pas unglaublic­h viel erzählen.“

Anderersei­ts bilde die „junge“Landeshaup­tstadt als dynamische, wachsende Stadt auch die jüngere Geschichte des Zusammenwa­chsens Europas und des Europas der Regionen gut ab: „Wir haben im Raum St. Pölten ein reges Kulturlebe­n, das heute ganz selbstvers­tändlich im nationalen und internatio­nalen Kontext wirkt. Darauf können wir aufbauen. Das sind aber nur drei von sehr vielen Aspekten, die zu betrachten sind.“

Ende des Jahres entscheide­t sich, ob St. Pölten die Vorauswahl­runde überstande­n hat. Den Titel Kulturhaup­tstadt haben sich für 2018 bereits Valetta in Malta und Leeuwarden in den Niederland­en gesichert.

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Michael Duscher (li.) und Jakob Redl bringen die NÖ Kulturland­eshauptsta­dt St. Pölten GmbH ins Gespräch.

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