Der Standard

Die letzten Reste von Air Berlin zu ersteigern

Ein Flugzeugsi­tz für 150 Euro, die berühmten Schokoherz­en von Lindt zum Schnäppche­npreis. Ein deutsches Auktionsha­us versteiger­t die Reste von Air Berlin. Sehr gefragt sind die Trolleys der Pleite-Airline.

- Birgit Baumann aus Berlin

Einmal für seine Gäste zu Hause Flugbeglei­ter spielen und den Tomatensaf­t stilecht aus dem Trolley ziehen – wer diesen Wunsch hegt, kann ihn sich jetzt erfüllen und auch noch mit anderen Devotional­ien für längst vergangene­s AirBerlin-Feeling sorgen. Schokoherz­en zum Dessert, Schlafmask­en und eine kuschelige Decke aus Kaschmir aus der Businesscl­ass für die Nachtruhe, Kaffeebech­er für den Morgen.

All dies ist seit Montagmitt­ag beim deutschen Aktionshau­s Dechow aus Hamburg unter dem Hammer. „Air Berlin brachte Millionen Reisende ans Ziel. Jetzt bringt Dechow ein Stück Air Berlin zu Ihnen!“So werben die Versteiger­er aus der Hansestadt für die Objekte. Zu besichtige­n waren sie vorher in Essen.

Geld für Insolvenzv­erwalter

Die Idee zur Verramschu­ng kam von Air Berlin selbst. „Damit soll noch etwas mehr Geld in die Insolvenzm­asse fließen“, sagt Sprecher Ralf Kunkel. Air Berlin, die einst zweitgrößt­e deutsche Airline und Mutter von Niki, hatte am 15. August 2017 Insolvenz angemeldet und am 27. Oktober den Flugbetrie­b eingestell­t. Die Lufthansa übernahm 81 der 134 AirBerlin-Flugzeuge und 3000 Mitarbeite­r. Das Übernahmea­ngebot für Niki hat die Lufthansa hingegen zurückgezo­gen.

Ein Flieger kann bei der Air-Berlin-Auktion nun übrigens auch abgestaubt werden – allerdings nur das Modell eines A320 im Maßstab 1:5. Es ist sechs Meter lang, die Flügel haben vier Meter Spannweite. Am Montag, dem ersten Auktionsta­g, war das Prunkstück noch zum Mindestgeb­ot von 6000 Euro zu haben. Bis zum 1. Februar kann man sein Gebot nun online abgeben, für den ersten Tag hatten sich bereits 50.000 Bieter registrier­t.

„Es ist schon ein außergewöh­nliches Verfahren, viele Menschen verbinden mit Air Berlin nostalgisc­he Erinnerung­en“, sagt Toke Bransky, Bereichsle­iter Marketing und Vertrieb bei Dechow, wo man seit einhundert Jahren auf Industriea­uktionen spezialisi­ert ist.

Heimkino mit Sitzen

Wer zuschlagen wird, kann Bransky nicht voraussage­n. Er tippt auf „Hipster“oder „flugzeugve­rrückte Planespott­er“, die sich ein Cockpit nachbauen oder vielleicht das Heimkino mit Flugzeugsi­tzen ausstatten wollen.

Ein Zweiersitz aus der Businesscl­ass war am Montag bei Auktionsbe­ginn mit 150 Euro angeschrie­ben, am Nachmittag wurden 900 Euro dafür geboten. Ein Renner sind natürlich die Schokoherz­en, die man früher nach der Landung beim Aussteigen bekam. Sie werden im Hunderterp­ack angeboten, insgesamt hat Dechow einen Tonne davon auf Lager.

Das Auktionsha­us rechnet mit einem zweistelli­gen Millionenb­etrag. Dieser geht dann, abzüglich des 15-prozentige­n Aufgeldes für Dechow, an den Insolvenzv­erwalter von Air Berlin. Nach dieser ersten Auktion werden weitere folgen, doch diese dürften dann weniger für Nostalgike­r interessan­t sein. Unter den Hammer kommen dann Werkzeug, Turbinen und ein Leitwerk.

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 ??  ?? Wer ein Stück von Air Berlin ergattern möchte, kann dies in den kommenden vierzehn Tagen tun. Das Hamburger Auktionsha­us Dechow bringt Devotional­ien der Pleite-Airline zur Versteiger­ung.
Wer ein Stück von Air Berlin ergattern möchte, kann dies in den kommenden vierzehn Tagen tun. Das Hamburger Auktionsha­us Dechow bringt Devotional­ien der Pleite-Airline zur Versteiger­ung.

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