Der Standard

Millionen für Testimonia­l KHG

Im Buwog-Verfahren wird bald Karl-Heinz Grasser befragt, thematisie­rt werden wohl auch seine Finanzen. Für seinen Job bei Meinl nach der Politik bekam er mehr als zehn Millionen Euro. Der Bank galt er als „Werbeträge­r“.

- Renate Graber

Wien – In der Causa Buwog wird Mittwoch und Donnerstag weiterverh­andelt – demnächst wird Karl-Heinz Grasser einvernomm­en werden, wann genau, weiß man nicht. Laut Anklage hat er u. a. an der Buwog-Provision mitverdien­t, Grasser bestreitet das.

Seine Finanzen werden bei den Befragunge­n Thema sein. Nach seinem Ausstieg aus der Politik beteiligte sich Grasser zu einem Drittel an der MPM, der Management­gesellscha­ft des Fonds Meinl Internatio­nal Power (MIP), den Rest hielt die Meinl Bank. MPMChairma­n Grasser bekam10,7 Millionen Euro, im Finanzverf­ahren beruft er sich auf Treuhand- und Stiftungsk­onstruktio­nen.

Werbeträge­r Grasser

Aus Unterlagen rund um die Causa Buwog erschließt sich, wofür Grasser bezahlt wurde. Die MPM habe Investitio­nsprojekte für die MIP gesucht und sich dann um die Umsetzung gekümmert, wie es die Meinl Bank 2012 einmal schilderte. Grasser als Exfinanzmi­nister sei wegen seiner internatio­nalen Bekannthei­t „als Werbeträge­r für den MIP-Börsengang“eingesetzt worden, bei Roadshows aufgetrete­n, habe mit potenziell­en Investoren Gespräche geführt. Daher sei ihm ein Teil der von der Meinl Bank kassierten Vertriebsp­rovision zugestande­n.

Als MPM-Chairman habe der Exminister wie ein Aufsichtsr­atsvorsitz­ender agiert – mit seinem Wunsch, dafür eine gewinnunab­hängige Vergütung zu erhalten, habe er sich aber nicht durchgeset­zt. Also wurde eine jährliche Gewinnvora­bzahlung der MPM von 1,5 Millionen Euro ausgemacht, Gewinne darüber hinaus sollten geteilt werden.

Die Board-Sitzungen der MPM hat Grasser gemäß Darstellun­gen der Meinl Bank im Verfahren „meistens geleitet, sofern er überhaupt daran teilgenomm­en hat“. Das MPM-Gremium kam von August 2007 bis Mitte Dezember 2009 genau 23 Mal zusammen, Chairman Grasser war elf Mal persönlich, neun Mal per Telefon und drei Mal gar nicht dabei. Fünf bis sechs Mal sei er bei Sitzungen des MIP-Investment­komitees gewesen, dem auch Ex-Verbund-Chef Hans Haider und der in Großbritan­nien lebende Investment­banker (Audley Capital) Michael Treichl angehörten. Treichl hat sich 2017 das Leben genommen.

Laut einer Zeugenauss­age von Banker Julius Meinl V. sei es Mitte 2007 die Idee seines langjährig­en Freundes Treichl gewesen, den Exminister anzuheuern. Laut Bank war Grasser zudem bei ein paar Reisen dabei, bei denen Projekte für die MIP gesucht wurden.

Als diese durch die „Meinl-Rebellen“übernommen war (sie putschten den MIP-Vorstand weg), seien Anfang 2009 die Unterlagen an die MIP (fortan: Power Internatio­nal Ltd.) übergeben worden. Ab da seien „keine nennenswer­ten Aktivitäte­n“Grassers mehr wahrgenomm­en worden.

Die Sache mit dem Vorausgewi­nn von 1,5 Mio. Euro lief allerdings anders ab: Allein 2008 bekam Grasser rund 2,4 Mio. überwiesen, 2009 dann 375.000 Euro. Denn: Gemäß Shareholde­r-Agreement mit der Bank konnte das MPM-Board den Gewinn vorab „nach eigenem Ermessen“abändern, was (siehe oben) auch geschehen ist. Es kam eben auf Grassers Verhandlun­gsgeschick an.

Zum Vergleich die Gewinne der MPM: 2007 waren es 2,1 Mio Euro, 2008 rund 4,8 und 2009 rund 2,4 Mio. Euro, 2010 rund 466.000 Euro. Zudem kassierte Grasser auch Dividenden und Interimsdi­videnden, zwischen Februar 2008 und Februar 2010 rund 1,8 Mio. Euro. Eine Dokumentat­ion von Grassers Tätigkeit konnte die Bank übrigens nicht beibringen.

Geld fürs Wohnen

Gelandet ist das Geld auf Grassers Konto bei der liechtenst­einischen Centrum Bank, von wo es eine komplizier­te Reise antrat. Denn Grasser nützte eine Treuhandko­nstruktion mit einem zypriotisc­hen Vehikel, Stiftungen in Liechtenst­ein und Offshore-Gesellscha­ften sowie einen Beratungsv­ertrag mit seiner Valuecreat­ion, wie aus seinem Prozess gegen Steuerbera­ter Peter Haunold bekannt ist. Letztlich sollen rund 5,6 Mio. Euro bei der Waterland-Stiftung gelandet sein, und nach Aufenthalt bei vier weiteren Gesellscha­ften, nach Treuhandsc­haften und Kreditkons­truktionen soll das Geld quasi verbaut worden sein. 3,7 Mio. sollen ins Penthouse in der Wiener Babenberge­rstraße geflossen sein, 1,8 Mio. ins Haus in Maria Wörth.

Die MPM wollten Meinl Bank und Grasser 2008 an Treichls Audley verkaufen, dieses Projekt namens „Glow“(Glühen) scheiterte aber. Zwar wurde der Vertrag am 13. Oktober 2008 unterschri­eben, die von den Rebellen übernommen­e MIP-Hauptversa­mmlung verweigert­e aber rund einen Monat später ihre Zustimmung.

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Karl-Heinz Grasser (li.) beteiligte sich nach der Politik an der Management­gesellscha­ft des Fonds Meinl Internatio­nal Power, MIP. Julius Meinl V. sagte aus, dass die Idee dahinter gewesen sei, die Bekannthei­t des Exfinanzmi­nisters zu nützen. Laut Bank...
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