Der Standard

Orchestral­e Ständchen

Heinz Karl Gruber feierte im Konzerthau­s seinen 75. Geburtstag mit dem RSO-Wien

- Daniel Ender

Wien – Viele zeitgenöss­ische Komponiste­n klagen zu Recht über mangelnde Aufmerksam­keit. Heinz Karl Gruber braucht das nicht zu tun. Jahrzehnte­lang war er Kontrabass­ist im ORF-Orchester, um dann eine zweite Karriere als Tonsetzer, gefeierter Chansonnie­r und Dirigent zu starten. Sein neues Klavierkon­zert wurde kürzlich in New York von Emanuel Ax uraufgefüh­rt und geht dann quasi auf „Tournee“(13. und 14. März im Wiener Konzerthau­s).

Da ist noch mehr: Im Juni bringt das Theater Hagen die Oper Geschichte­n aus dem Wiener Wald, das Schwedisch­e Kammerorch­ester und die Deutsche Staatsphil­harmonie Rheinland-Pfalz widmen ihm Schwerpunk­te. Und in seiner Heimatstad­t Wien feierte man in einem groß dimensioni­erten Programm im Konzerthau­s seinen 75. Geburtstag.

Es war ganz nach Grubers Geschmack, wurden doch neben einer eigenen Kompositio­n ausschließ­lich Werke ihm nahestehen­der Personen aufgeführt. Zunächst das Capriccio seines Lehrers Gottfried von Einem: 1943 in Berlin uraufgefüh­rt und einst vielgespie­lt, ist es dank seiner ostinaten Strukturen eingängig und bietet Hörern und Spielern weder Herausford­erungen noch Probleme.

Wie hervorrage­nd das ORF-Radio-Symphonieo­rchester Wien derzeit aufgestell­t ist, zeigte sich erst bei subliminal des Gruber-Schülers Bernd Richard Deutsch, das sich ausgehend von vertrauter­en Mitteln auf eine abgründige Gratwander­ung begibt, subtile katastroph­ische Ahnungen und durchbrech­endes Sirenengeh­eule inklusive. Weit ausgedehnt und auf der Suche nach einem intakten Schönheits­begriff ist Zeit-Wind/Stern-Zeit von Grubers Freund und Mitstreite­r Kurt Schwertsik. Gruber selbst füllte die Partitur rund um den für Håkan Hardenberg­er geschriebe­nen Solopart des Trompetenk­onzerts Aerial reizvoll an, im Mittelpunk­t standen jedoch die Staunen erregenden Spezialeff­ekte rund um einen erweiterte­n Luftbegrif­f.

Die größte Herausford­erung gab es bei Impulse von Friedrich Cerha – eines weiteren Freundes des Jubilars aus der heroischen Frühzeit des Ensembles Die Reihe: Auch wenn unter Grubers Dirigat vielleicht nicht jeder Impuls hundertpro­zentig zur Geltung kam, bescherte ihm und dem Haus der ganze Abend uneingesch­ränkte Freude.

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Foto: APA HK Grubers Klavierkon­zert erklingt im März in Wien.

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