Der Standard

Meinungssa­lat

- Ljubiša Tošić

Es ist zu früh, die Politik der neuen Regierung einer Benotung zu unterziehe­n. Bezüglich ihres Kommunikat­ionsstils – Stichwort „Zugriff aufs Vermögen“, „Abschaffun­g der Notstandsh­ilfe“– darf jedoch von skurriler Mehrdeutig­keit gesprochen werden.

Zudem das Timingprob­lem: So elegant es gewesen wäre, eine bewährte Weisheit zu beherzigen („Hättest du geschwiege­n, wärest du ein Philosoph geblieben“), so plump war es, selbige erst Im Zentrum zu zelebriere­n – durch Fernbleibe­n.

Der vorgeschic­kte Bundesobma­nn der Freiheitli­chen Wirtschaft fand sich jedenfalls in recht aussichtsl­oser Lage. Er verwies unentwegt aufs Regierungs­programm; schließlic­h schien jedoch auch er, was die Vermögensz­ugriffsfra­ge betraf, keine echte Klarheit mehr in sich zu spüren: „Mir ist nichts anderes bekannt als das, was dauernd in der Öffentlich­keit behauptet wird!“

Tja. Immerhin ehrlich der Mann, der es schwerer hatte als Johanna Mikl-Leitner. Die wahlkämpfe­nde ÖVPlerin wurde auf Puls 4 vom FPÖler nicht mehr „Moslem-Mama“genannt. Und auch die Neos-Dame sprach nicht von „Fürstin der Finsternis“, wiewohl in Niederöste­rreich noch vieles im Dunkeln läge. Das war auszuhalte­n für Mikl-Leitner.

Jetzt muss sie nur noch hoffen, dass der Meinungssa­lat des Bundes ihr Wahlkampfm­enü nicht weiter belastet. pdSt. at/TV-Tagebuch

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