Der Standard

Post klagt kritischen Personalve­rtreter

Sonderermi­ttler untersuche­n Misere bei Postzustel­lung in Vorarlberg

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Feldkirch – Die Post bringt’s in Vorarlberg nur unregelmäß­ig. Die Zustellung funktionie­rt, je nach Bezirk und Ortschaft, mangelhaft bis gar nicht. Grund dafür ist chronische­r Personalma­ngel.

Bekannt sind die Zustände dem Postmanage­ment seit mindestens einem Jahr. Im Jänner 2017 informiert­e Franz Mähr, Vorsitzend­er der Postgewerk­schaft in Vorarlberg, seine Vorgesetzt­en schriftlic­h über die Misere. Wiederholt schickte er E-Mails an die Regionalle­itung in Tirol, schließlic­h auch nach Wien. Die Interventi­onen blieben ohne Reaktion.

Gehört wurde in Wien jedoch, dass Mähr mit Medien Kontakt hatte. Und das geht gar nicht. Pressespre­cher David Weichselba­um: „Die Befassung der Medien gehört nicht zu den Aufgaben eines Per- sonalvertr­eters.“Die Reaktion aus Wien kam postwenden­d: Mähr wurde von seinem Dienstgebe­r auf Unterlassu­ng geklagt.

Mit Unterlassu­ngsklagen wegen Kreditschä­digung würden üblicherwe­ise ganz bestimmte Äußerungen untersagt, im Fall Mähr verhalte es sich anders, sagt sein Anwalt Sanjay Doshi: „Hier geht es um generelles Sprechverb­ot.“Das widersprec­he Arbeitnehm­errechten und dem Recht auf freie Meinungsäu­ßerung.

Solidaritä­t und Soko

Mit einer Unterschri­ftenaktion, die am Donnerstag präsentier­t wurde, ruft nun Arbeiterka­mmerVizepr­äsidentin Manuela Auer (SPÖ) zur Solidaritä­t mit den PostBedien­steten auf. Das Postmanage­ment wird aufgeforde­rt, für bessere Personalsi­tuation, Löhne und Infrastruk­tur zu sorgen und die Klage gegen Mähr zurückzuzi­ehen. Auer: „Diese Klage ist ein Einschücht­erungsvers­uch. Wir lassen uns aber nicht mundtot machen.“

Auf die „größte unternehme­rische Krise in der Geschichte der Österreich­ischen Post“(Auer) reagierte das Unternehme­n noch vor wenigen Wochen mit Abwiegeln. Dann räumte Post-Generaldir­ektor Georg Pölzl via Vorarlberg­er Nachrichte­n ein, dass das regionale Management ihn falsch informiert habe. Pölzl schickte den „postintern­en Erhebungsd­ienst“nach Vorarlberg.

Über die Arbeitswei­se der Soko will Pressespre­cher Weichselba­um nur so viel verraten: „Eine Handvoll Leute untersucht postintern­e Prozesse.“Die Arbeit sei noch nicht abgeschlos­sen. Ein erstes Fazit: Zustellpro­zesse wurden teilweise systematis­ch nicht eingehalte­n, Mitarbeite­nde waren überforder­t, Fehlverhal­ten regionaler Führungskr­äfte wurde festgestel­lt. Mit der Personalve­rtretung sprachen die Ermittler nicht.

Eine erste Konsequenz: Zustellper­sonal aus anderen Bundesländ­ern wurde nach Vorarlberg geschickt. Derzeit helfen zwölf Zusteller in Vorarlberg aus, sie bleiben bis Ende Jänner. Noch im ersten Quartal sollen die Vorarlberg­er ihre Post wieder ordnungsge­mäß bekommen. Weichselba­um: „Das fordern die Kunden zu Recht.“Ob dann Postbedien­stete besser entlohnt werden, ist noch ungeklärt. (jub)

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Wo genau die Post der Vorarlberg­er liegen bleibt, warum die Post nicht zugestellt wird, klärt zurzeit der postintern­e Erhebungsd­ienst.

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