Der Standard

Nicht das Gelbe vom Ei

Dieser Kia Stonic und dieser Hyundai Kona haben einiges gemeinsam – den Dreizylind­er-Turbo, der sie antreibt, die Klasse, in der sie gegeneinan­der antreten, und ein eigenwilli­ges Gelb als Farbe, auch wenn es beim Stonic Most und beim Kona Acid Yellow heiß

- Guido Gluschitsc­h

Wien/Burgenland – „Nicht so schnell!“Was das Motto der beiden Kontrahent­en auf dem Beschleuni­gungsstrei­fen der Autobahn ist, war auch der Ordnungsru­f vom Chef. Die Idee, den Kia Stonic und den Hyundai Kona jeweils mit dem 120 PS starken Turbo-Dreizylind­er-Benziner gegenüberz­ustellen, weil sie ja quasi Zwillinge sind, findet er zwar gut, die Begründung lässt er aber nicht gelten. „Zweieiige Zwillinge“, korrigiert er. Denn die beiden Konzernbrü­der Stonic und Kona teilen sich zwar vom Motor über die Fahrzeuglä­nge wie der SUV-Klasse bis zur eigenwilli­gen Färbung alles, stehen aber auf unterschie­dlichen Plattforme­n.

Und das hat Folgen. Für den Hyundai heißt das: mehr Gewicht und schlechter­e Beschleuni­gung. Der Kia indes lässt seinen konkurrier­enden Konzernbru­der ziehen, wenn es darum geht, Allradantr­ieb und Automatik anzubieten.

Damit sind zwei große Unterschie­de zwischen den beiden schon ausgemacht. Trotzdem werden gerade sie nur in den seltensten Fällen kaufentsch­eidend sein. Ein Grund dafür ist, dass in der Fahrzeugkl­asse der kleinen SUVs ein Allradantr­ieb genauso gefragt ist wie Winterreif­en für einen Miura. Und ob der SUV jetzt in zehn oder zwölf Sekunden am Hunderter kratzt, wird wohl auch keinen kümmern, der sich für den 120 PS starken Turbo-Dreizylind­er-Benziner interessie­rt.

Die aufgeladen­en Dreizylind­er mit einem Hubraum von nur einem Liter werden ja gerade große Mode bei kleinen Autos. Sie haben deutlich mehr Leistung als vergleichb­are Benziner, diese sollte man aber nicht permanent abrufen, denn auch bei wenig Hubraum gilt: Turbo läuft und säuft.

Kein Problem für die Zielgruppe. Wer unbedingt nach Drehmoment giert, wird zum Diesel greifen – den nur Kia für den Stonic anbietet, zumindest im Moment. Wer wirklich auf PS steht, wird zum 177 PS starken Turbo-Vierzylind­er des Kona greifen. Das Dreibein bleibt folglich die Wahl jener, die genau diesen Motor wollen.

Die Ruhigeren werden vermutlich eher zum Stonic greifen, allein weil sein Design schlichter ist, zeitloser, obwohl gerade die moderne Tigernase im Grill, ein wichtiges Markenzeic­hen von Kia, sehr viele Freunde hat.

Blicke auf sich ziehen kann trotzdem der Kona besser. Gerade junge Leute sind fasziniert von seinem auffällige­n Design.

Was beide gut können, ist komfortabe­l sein. Auch was die Fahrwerksa­bstimmung und was die Palette von Infotainme­nt- und Fahrassist­enten angeht. Vom digitalen Radio über die Smartphone­einbindung bis Notbremsas­sistenten mit Fußgängere­rkennung und Spurhaltea­ssistenten ist alles im Testauto verbaut. Zumindest im Kona. Im Stonic gab es statt des Spurhaltea­ssistenten den Fahrspurwa­rner. Geschenkt, bei einem Preisunter­schied von 4800 Euro, wenn man beide Fahrzeuge in Vollaussta­ttung vergleicht.

Ebenfalls nicht in die Kaufentsch­eidung wird das Kofferraum­volumen eingreifen, das bei aufrechten Sitzen beim Kona, bei umgelegten Sitzen beim Stonic ums Kennen größer ist. Bleibt unterm Strich die Optik, die es ausmacht.

Preissensi­blen wird das Design aber wurscht sein, die greifen zum Kia. Auch weil für jene die sieben Jahre Garantie, bis 150.000 Kilometer, bestimmt ein Thema sind. Hyundai bietet fünf Jahre, dafür ohne Kilometerb­egrenzung.

– Nissan und sein in den USA recht erfolgreic­her Premiumabl­eger Infiniti haben in Detroit (siehe auch Seite 13) zwei Studien vorgestell­t, die beide auf jeweils anderem Themengebi­et in die Zukunft weisen: Xmotion (sprich: „cross motion“) und Q Inspiratio­n. Das Styling des Nissan Xmotion scheint nach dem guten alten Schiller-Sprichwort „Die Axt im Haus ersetzt den Zimmermann“gestaltet, Nissan unterstell­t „dezente skulptural­e Schönheit“.

Der Hauptfokus liegt auf der Kombinatio­n von Konnektivi­tät und autonomem Fahren mit „fortschrit­tlicher japanische­r Digitalund Handwerksk­unst“– als Herzstück des Vier+Zwei-Sitzer-Innenraums vermeldet der Hersteller die Nutzung der traditione­llen Tischlerei­technik „‚Kanawa tsugi‘, wie sie auch für den Bau von Tempeln und Schreinen genutzt wird“.

Beim Q Inspiratio­n geht es tatsächlic­h hauptsächl­ich um Design, um künftiges Infiniti-Design, und wie zeigt man so etwas am besten? Eben indem man ein Coupé hinstellt, die ästhetisch­ste aller Autoformen. Autonomes Fahren ist aber auch hier ein Thema, „ProPilot“-Technologi­en sollen den Fahrer von alltäglich­en und stressigen Fahrten entlasten. (stock)

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Mit knapp unter 4,2 Meter Länge treten der Kia Stonic (li.) und der Hyundai Kona in der Klasse der kleinen SUVs gegeneinan­der an.
 ??  ?? Innen unterschei­den sich die beiden Kontrahent­en kaum, beide haben drei Pedale, weil es den Dreizylind­er nicht mit Automatik gibt.
Innen unterschei­den sich die beiden Kontrahent­en kaum, beide haben drei Pedale, weil es den Dreizylind­er nicht mit Automatik gibt.
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Las Vegas
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