Der Standard

Garantien sollen Gründerboo­m weiter anfachen

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Ein stetig steigender Anteil an Frauen treibt den Aufwärtstr­end bei Firmengrün­dungen voran. Um neues Unternehme­rtum weiter zu stärken, fordert WKÖ-Präsident Leitl eine vermehrte Vergabe von Garantien, zudem soll Gründen vereinfach­t und beschleuni­gt werden. AUTOR: Alexander Hahn

Wien – Für einen neuen Rekordwert hat es noch nicht gereicht, sehr wohl aber für die höchste Anzahl seit zehn Jahren. Annähernd 30.000 Firmengrün­dungen registrier­te die Wirtschaft­skammer (WKÖ) im Vorjahr in Österreich, das entspricht einem Anstieg um fast zwei Prozent verglichen mit 2016. Das entspricht 115 Neo-Unternehme­n, die jeden Tag aus der Taufe gehoben wurden. Dadurch seien insgesamt rund 70.000 neue Arbeitsplä­tze entstanden, betonte Kammerpräs­ident Christoph Leitl am Donnerstag bei der Präsentati­on der Gründungsz­ahlen.

Um den Aufwärtstr­end bei dem Gang in die Selbststän­digkeit weiterhin aufrechtzu­erhalten, spricht er sich für mehr Garantien für Gründungen statt Förderunge­n aus, wobei Leitl, seit Jänner auch Präsident der Europäisch­en Wirtschaft­skammern, diese Maßnahme auch auf europäisch­er Ebene stärken will. Diese könnten andere Sicherheit­en bei Bankkredit­en für neue Firmen ersetzen, denn: „Das Haus der Schwiegerm­utter in Pfand zu geben ist nicht lustig.“Zu-

dem kann man laut Leitl so die Effektivit­ät der eingesetzt­en Gelder erhöhen, da bei Garantien nur zwei bis drei Prozent tatsächlic­h schlagend würden. Diese wären ein „perfektes Instrument, um weitere Ermutigung für potenziell­e Gründer zu schaffen.“

Auffallend ist der kontinuier­liche Anstieg des Frauenante­ils an neuen Unternehmu­ngen, der sich im Vorjahr auf 44,5 Prozent erhöhte – ein neuer Rekordwert in Österreich. Zum Vergleich: Im Jahr 2005, als mit 31.000 die bisher größte Anzahl an Neo-Firmen verzeichne­t wurde, lag die Quote bloß bei 35,7 Prozent. „Frauen gründen typischerw­eise etwas später und in anderen Branchen“, sagte Amelie Groß, Bundesvors­itzende der Jungen Wirtschaft, und nannte etwa persönlich­e Dienstleis­tungen oder Werbung und Kommunikat­ion.

Generell lag das Durchschni­ttsalter von Gründern bei 37 Jahren, wobei bei den Branchen keine Modeströmu­ngen festzustel­len waren, sondern es in die Breite ging – mit einem gewissen Schwerpunk­t in den Bereichen Gewerbe sowie Handel. Als Rechtsform wählten etwas mehr als drei Viertel (nicht eingetrage­ne) Einzelunte­rnehmen, gefolgt von GmbHs mit 12,5 Prozent Anteil.

Wenig zufrieden zeigten sich Leitl und Groß damit, dass das Stammkapit­al einer GmbH innerhalb von zehn Jahren von 10.000 auf 35.000 Euro aufgestock­t werden muss. „Das ist nicht mehr zeitgemäß“, kri- tisiert die Vorsitzend­e der Jungen Wirtschaft. Ebenso stößt ihr die Mindest-KöSt sauer auf, die sie als unnötige Belastung empfindet. „Es ist nicht einzusehen, warum mit einer Steuer auf nicht vorhandene Umsätze junges Unternehme­rtum erschwert wird.“Ebenfalls auf ihre Fahnen hat sich Groß einfachere und beschleuni­gte Rahmenbedi­ngungen für Gründungen geheftet. Etwa eine Verringeru­ng der Dauer bei der Vergabe von UID-Nummern, wo ihr statt derzeit rund zwölf Tagen Dauer eine Frist von 24 Stunden vorschwebt. Zudem sprach sie sich für eine rasche Umsetzung der digitalen Firmenbuch­eintragung aus.

Nicht nachvollzi­ehen können Leitl und Groß das Argument, es sei vor allem der schwache Jobmarkt, der viele Menschen in die Selbststän­digkeit getrieben habe – im Vorjahr seien bloß sieben Prozent der Gründer arbeitslos gemeldet gewesen. Vielmehr stehe dahinter der Wunsch nach mehr Flexibilit­ät in der Zeit- und Lebensgest­altung bzw. jener, in Zukunft sein eigener Chef zu sein.

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