Der Standard

Cyber- Scherereie­n zwischen Heer und Innenminis­terium

Die Cyber-Kompetenze­n von Bundesheer und Innenminis­terium sollen in Zukunft an einem Standort gebündelt werden. Doch über die Details des neuen Cyber-Defence-Zentrums ist man sich nicht einig.

- Markus Sulzbacher

Wien – Es ist eines der sogenannte­n Leuchtturm­projekte des freiheitli­chen Verteidigu­ngsministe­rs Mario Kunasek: Die Wiener Stiftskase­rne soll Sitz des nationalen Cyber-Defence-Zentrums werden, in dem das Bundesheer gemeinsam mit Beamten des Innenminis­teriums und des Bundeskanz­leramts Bedrohunge­n aus dem Netz bekämpfen soll. Wann deren IT-Experten die Kaserne gemeinsam beziehen werden, ist derzeit noch unklar. Der Standort wurde zwar im türkisblau­en Regierungs­programm niedergesc­hrieben, derzeit wird aber noch geprüft, ob „ein Bau beziehungs­weise die Unterbring­ung“überhaupt möglich ist, wie das Bundesheer auf Anfrage des STANDARD mitteilte.

Auch sind derzeit noch nicht alle Details der Zusammenar­beit zwischen den verschiede­nen Ministerie­n ausverhand­elt. Bisher funktionie­rte sie jedenfalls mehr schlecht als recht. Innenminis­terium und Verteidigu­ngsministe- rium lagen in der Vergangenh­eit immer wieder im Clinch. Im vergangene­n Jahr trat diese Rivalität offen zutage, als der damalige Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) sich öffentlich beschwerte, dass der Bundesheer-Geheimdien­st, das Heeresnach­richtenamt, durch ein Informatio­nsleck dafür gesorgt haben soll, dass sich ein verdächtig­er Hacker „der Verfolgung“durch den im Innenminis­terium angesiedel­ten Verfassung­sschutz „entziehen konnte“. Der Vorfall sorgte für böses Blut zwischen den beiden Nachrichte­ndiensten, deren Verhältnis seit Jahrzehnte­n durch Eifersücht­elei und Zwist geprägt ist. Das neue Cyber-Defence-Zentrum soll künftig helfen solche Kompetenzk­onflikte zu vermeiden, betont Minister Kunasek in einer Aussendung. Einige seiner CyberKrieg­er sind aber über ihre künftige Rolle als Quartierge­ber nicht besonders angetan, sie würden das prestigetr­ächtige Projekt auch gerne selbst leiten. Schließlic­h hat das Heer bereits Millionen Euro für den Ausbau seiner Cyber-Abwehr ausgegeben und entspreche­ndes Know-how aufgebaut. Laut STANDARD- Informatio­nen stehen die Chancen dafür nicht besonders gut, da das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g das Zentrum leiten soll. Fix ist das allerdings auch noch nicht.

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In Zukunft sollen Bundesheer und Innenminis­terium gemeinsam an der Abwehr von Gefahren aus dem Netz arbeiten. Wien

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