Der Standard

Riskante Balkanisie­rung

- Adelheid Wölfl

FPÖ-Vertreter haben seit langem einseitige Haltungen zu den Volksgrupp­en auf dem Balkan – es handelt sich um Außenseite­rpositione­n, die in der EU nicht geteilt werden. Man unterstütz­te Nationalis­ten oder stellte sich in der Kosovo-Frage auf die Seite Serbiens, um Wählerstim­men der Diaspora zu generieren.

Die österreich­ische Außenpolit­ik agierte im Gegensatz dazu, immer mit Erfolg und damit auch mit großem Ansehen, ausgewogen auf dem Balkan. Jetzt ist die FPÖ in Regierungs­verantwort­ung – und die Unterstütz­ung für die Unabhängig­keit des bosnischen Landesteil­s Republika Srpska (RS), die Heinz Christian Strache noch vor ein paar Monaten kundtat, erweist sich nun als Bumerang. Denn sie entspricht ganz einfach nicht der Regierungs­linie. Abgesehen davon würde die Unabhängig­keit der RS gegen den Friedensve­rtrag verstoßen und politisch zu Konflikten führen.

Auch wenn sich Strache auf das Selbstbest­immungsrec­ht der Völker beruft, schützt das Völkerrech­t die territoria­le Integrität aller Staaten, solange sie keine Bürger diskrimini­eren. Es gibt eben kein Recht auf ethnische oder religiöse Homogenitä­t – auch wenn sich Strache und viele Menschen auf dem Balkan dies wünschen. Regierungs­verantwort­ung zu tragen birgt auch die Chance, dass diese rechtliche­n Grundsätze zu ihm durchdring­en. Eine Balkanisie­rung der österreich­ischen Politik – im Sinne ethnopolit­ischer Ansätze – schadet unserem Land nämlich auf allen Ebenen.

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