Der Standard

Ab in den Auspuff

- Luise Ungerboeck

Der frühere Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d wollte offenbar besonders schlau sein. In der Hoffnung, die schwarz-blaue Regierung werde vor Weihnachte­n nicht mehr angelobt, verschickt­e Leichtfrie­d, inzwischen als Europaspre­cher der SPÖ im Nationalra­t gelandet, eine Verordnung, mit der Abgastests für Pkws, Lkws und Motorräder vereinfach­t werden. Sogenannte Endrohrmes­sungen, bei denen geprüft wird, was an Feinstaub aus dem Auspuff rauskommt, sollen bei modernen Fahrzeugen mit elektronis­chen Diagnosesy­stemen nur gemacht werden, wenn das elektronis­che System des Fahrzeugs Fehler anzeigt.

Abgesehen davon, dass zehn Jahre alte Schüsseln der Schadstoff­klasse Euro-5 alles andere als modern sind: Grundsätzl­ich sind Vereinfach­ungen von Vorschrift­en zu begrüßen, denn diese belasten Verbrauche­r und Verwaltung. Kann dabei Schaden entstehen, wie bei den Tests im Zuge der Pickerlübe­rprüfung, sind sie zu überdenken.

Den Entfall dieser Abgasüberp­rüfungen nun mit der Umsetzung einer EU-Richtlinie zu legitimier­en, ist trotzdem hanebüchen. Die EU-Direktive stammt aus dem Jahr 2014, und seit „Dieselgate“weiß jedes Kind, wie kreativ die Industrie mit Grenzwerte­n umgeht. Wenn selbst die autoverlie­bten Deutschen die altmodisch­e Endrohrmes­sung wiedereinf­ühren, weil zu viele defekte Abgasreini­gungen unentdeckt bleiben, darf Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) auf Leichtfrie­ds Verordnung getrost pfeifen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria