E- Sport: Videospielen als Millionengeschäft
Am Dienstag startet Österreichs erste größere E-Sport-Liga. International ist professionelles Videospielen längst keine Nische mehr. Millionen verfolgen mittlerweile die Wettbewerbe der Profi-Gamer.
Sie sind millionenschwere Athleten, die für Wettbewerbe monatelang bis zu 18 Stunden täglich mit Maus und Tastatur trainieren – E-Sportler, professionelle Videospieler. Das Hobby zum Beruf zu machen, davon träumen viele Gamer. Nur ganz wenige schaffen es auch. Das Interesse an diesen Ausnahmetalenten ist riesig und unterliegt ständigem Wachstum. Millionen verfolgen mittlerweile die Wettbewerbe, bei denen Spieler aus aller Welt zusammenkommen und gegeneinander antreten.
Mit steigender Popularität kommen auch Misstöne hinzu. Die Debatten drehen sich darum, ob E-Sport überhaupt ein Sport ist. Dabei bedenken Kritiker oft nicht, wie viel Training und körperliche Anstrengung professionelles Gaming abverlangt. Taktisches Verständnis, hohes Reaktionsvermögen und vor allem Ausdauer sind Pflicht. Dies ist der Grund, wieso die durchschnittliche Karriere eines E-Sportlers nur bis zum 25. Lebensjahr andauert. Bis dahin winken Ruhm und Reichtum, wenn man es unter die Besten der Besten schafft. Beim bisher größten E-Sport-Turnier „The International“, das im vergangenen Jahr stattfand, wurden fast 25 Millionen Dollar ausgeschüttet.
Liga-Start in Österreich
Von solchen Preisgeldern kann Österreichs erfolgreichster ESportler Richard „noctis“Gansterer nur träumen. Der 31-jährige Wiener konnte in seiner neunjährigen Karriere mit dem Ego-Shooter Quake immerhin 85.000 Dollar Preisgeld holen. Gansterer nahm bereits 2008 an Turnieren teil.
Zehn Jahre dauerte es, bis auch hierzulande der Sport einem größeren Interessenkreis zugänglich gemacht wurde. Der heimische Mobilfunker A1 startete in diesen Tagen die erste größere E-SportLiga, die mit dem weltweit größten E-Sport-Unternehmen ESL ausgetragen wird. Auch die österreichische Fußball-Bundesliga gibt es seit Juni 2017 in digitaler Form. Dort treten Videospieler für die heimischen Clubs auf dem virtuellen Rasen von Fifa gegeneinander an.
In Asien hat man das Potenzial des professionellen Gamings früh erkannt. In Skandinavien bietet man den spielenden Sportlern inzwischen auch ein professionelles Umfeld. In „Gaming-Häusern“wohnen und trainieren Mitglieder eines Teams monatelang miteinander. Dort werden Taktiken erarbeitet und auch die Harmonie gestärkt, denn letztlich ist eine große Komponente des E-Sports der Teamgeist.
Die zwei populärsten E-SportTitel sind mit League of Legends und Dota 2 nämlich Games, die nur im Team bestritten werden. Die fünf Spieler einer Mannschaft müssen sich aufgrund ihrer einzigarten Rollen aufeinander verlassen können. Versagt einer, versagen alle. Das Stereotyp vom Gamer, der allein vor seinem Bildschirm hockt, hält ferner auch bei den Zusehern nicht. So organisieren E-Sport-Fans Public Viewings bei denen gemeinsam in Lokale gegangen wird, um Wettbewerbe zu verfolgen. In Wien gibt es seit 2016 mit dem „Respawn“inzwischen sogar eine eigene E-SportBar. Besucher können dort die Wettkämpfe verfolgen, aber auch selbst spielen. Besitzer Patrick Tondl hat seit der Eröffnung mitbekommen, dass E-Sport in Österreich generell stärker ernst genommen wird. Zudem denkt Tondl, dass der virtuelle Sport in den nächsten fünf Jahren deutlich wachsen wird – vorausgesetzt, es gibt auch von staatlicher Seite die richtigen Rahmenbedingungen.
In Frankreich wurde 2017 ein Gesetzesdekret erlassen, das definiert, wer sich als E-Sportler bezeichnen darf und was ihm zusteht. In Österreich gibt es so etwas nicht, man bewegt sich hierzulande in einer rechtlichen Grauzone, obwohl laut Tondl „die E-Sportler einfach nur als Sportler akzeptiert werden wollen“.