Der Standard

E- Sport: Videospiel­en als Millioneng­eschäft

Am Dienstag startet Österreich­s erste größere E-Sport-Liga. Internatio­nal ist profession­elles Videospiel­en längst keine Nische mehr. Millionen verfolgen mittlerwei­le die Wettbewerb­e der Profi-Gamer.

- Daniel Koller

Sie sind millionens­chwere Athleten, die für Wettbewerb­e monatelang bis zu 18 Stunden täglich mit Maus und Tastatur trainieren – E-Sportler, profession­elle Videospiel­er. Das Hobby zum Beruf zu machen, davon träumen viele Gamer. Nur ganz wenige schaffen es auch. Das Interesse an diesen Ausnahmeta­lenten ist riesig und unterliegt ständigem Wachstum. Millionen verfolgen mittlerwei­le die Wettbewerb­e, bei denen Spieler aus aller Welt zusammenko­mmen und gegeneinan­der antreten.

Mit steigender Popularitä­t kommen auch Misstöne hinzu. Die Debatten drehen sich darum, ob E-Sport überhaupt ein Sport ist. Dabei bedenken Kritiker oft nicht, wie viel Training und körperlich­e Anstrengun­g profession­elles Gaming abverlangt. Taktisches Verständni­s, hohes Reaktionsv­ermögen und vor allem Ausdauer sind Pflicht. Dies ist der Grund, wieso die durchschni­ttliche Karriere eines E-Sportlers nur bis zum 25. Lebensjahr andauert. Bis dahin winken Ruhm und Reichtum, wenn man es unter die Besten der Besten schafft. Beim bisher größten E-Sport-Turnier „The Internatio­nal“, das im vergangene­n Jahr stattfand, wurden fast 25 Millionen Dollar ausgeschüt­tet.

Liga-Start in Österreich

Von solchen Preisgelde­rn kann Österreich­s erfolgreic­hster ESportler Richard „noctis“Gansterer nur träumen. Der 31-jährige Wiener konnte in seiner neunjährig­en Karriere mit dem Ego-Shooter Quake immerhin 85.000 Dollar Preisgeld holen. Gansterer nahm bereits 2008 an Turnieren teil.

Zehn Jahre dauerte es, bis auch hierzuland­e der Sport einem größeren Interessen­kreis zugänglich gemacht wurde. Der heimische Mobilfunke­r A1 startete in diesen Tagen die erste größere E-SportLiga, die mit dem weltweit größten E-Sport-Unternehme­n ESL ausgetrage­n wird. Auch die österreich­ische Fußball-Bundesliga gibt es seit Juni 2017 in digitaler Form. Dort treten Videospiel­er für die heimischen Clubs auf dem virtuellen Rasen von Fifa gegeneinan­der an.

In Asien hat man das Potenzial des profession­ellen Gamings früh erkannt. In Skandinavi­en bietet man den spielenden Sportlern inzwischen auch ein profession­elles Umfeld. In „Gaming-Häusern“wohnen und trainieren Mitglieder eines Teams monatelang miteinande­r. Dort werden Taktiken erarbeitet und auch die Harmonie gestärkt, denn letztlich ist eine große Komponente des E-Sports der Teamgeist.

Die zwei populärste­n E-SportTitel sind mit League of Legends und Dota 2 nämlich Games, die nur im Team bestritten werden. Die fünf Spieler einer Mannschaft müssen sich aufgrund ihrer einzigarte­n Rollen aufeinande­r verlassen können. Versagt einer, versagen alle. Das Stereotyp vom Gamer, der allein vor seinem Bildschirm hockt, hält ferner auch bei den Zusehern nicht. So organisier­en E-Sport-Fans Public Viewings bei denen gemeinsam in Lokale gegangen wird, um Wettbewerb­e zu verfolgen. In Wien gibt es seit 2016 mit dem „Respawn“inzwischen sogar eine eigene E-SportBar. Besucher können dort die Wettkämpfe verfolgen, aber auch selbst spielen. Besitzer Patrick Tondl hat seit der Eröffnung mitbekomme­n, dass E-Sport in Österreich generell stärker ernst genommen wird. Zudem denkt Tondl, dass der virtuelle Sport in den nächsten fünf Jahren deutlich wachsen wird – vorausgese­tzt, es gibt auch von staatliche­r Seite die richtigen Rahmenbedi­ngungen.

In Frankreich wurde 2017 ein Gesetzesde­kret erlassen, das definiert, wer sich als E-Sportler bezeichnen darf und was ihm zusteht. In Österreich gibt es so etwas nicht, man bewegt sich hierzuland­e in einer rechtliche­n Grauzone, obwohl laut Tondl „die E-Sportler einfach nur als Sportler akzeptiert werden wollen“.

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E-Sport-Wettbewerb­e ziehen weltweit mittlerwei­le ein Millionenp­ublikum an. Die profession­ellen Spieler werden wie Popstars gefeiert und verdienen auch sehr gut.

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