Sandgren schickt Thiem heim
Dominic Thiem spielte nicht schlecht Tennis, sein Gegner Tennys Sandgren war im Achtelfinale der Australian Open aber besser, siegte in fünf Sätzen. Für eine weitere Sensation sorgte der Südkoreaner Chung Hyeon, er verabschiedete Novak Djokovic.
Melbourne – „Ich glaube das nicht. Ich weiß nicht, ob das wahr ist, aber ich stehe hier nicht in meiner Unterwäsche, also habe ich es wohl nicht geträumt“, sagte Tennys Sandgren. Zu diesen Zeitpunkt hatte Dominic Thiem die Hisense-Arena in Melbourne bereits verlassen. Der 26-jährige USAmerikaner aus Tennessee, der bisher im Tennis in erster Linie seiner Verwandtschaft und seinem Betreuerstab bekannt war, gab noch auf dem Platz ein Siegerinterview. Und zollte dem Verlierer Respekt: „Er hat wirklich großartiges Tennis gespielt. Er ist schon weg, aber er hat eine Runde Applaus für dieses Tiebreak im vierten Satz verdient.“Sandgren, er ist die Nummer 97 und hat auf der ATP-Tour zwei Partien gewonnen, sah seine Unbekanntheit als Vorteil, „weil die Leute nicht wissen, was sie erwarten sollen“.
Wovon der als Nummer fünf gesetzte Thiem nach 3:54 Stunden wusste, war eine Niederlage im Achtelfinale der Australian Open: 2:6, 6:4, 6:7 (4), 7:6 (7), 3:6. Er trug das Scheitern mit Fassung. „Die Enttäuschung ist groß, aber es hat zuletzt viel schmerzhaftere Niederlagen gegeben. Er hat wirklich gut gespielt, fünf Sätze lang.“
Zwar seien einige Dinge nicht so toll gewesen von ihm, aber generell sei es okay gewesen. „Ich habe gefightet, ich war voll da, von dem her muss ich heute dem Gegner Respekt zollen.“Schließlich habe Sandgren im Laufe des Turniers auch Stan Wawrinka besiegt.
Schwacher Return
Im fünften Satz hätten Kleinigkeiten entschieden. „Er hat mir die ganze Zeit mit seinem Aufschlag sehr wehgetan. Mein Return war zu schwach heute, der ist schwächer im Vergleich zu den Topleuten da oben, würde ich sagen.“Die Niederlage bei den US Open, als er eine 2:0-Satzführung gegen Juan Martin Del Potro verjuxt hatte, habe weit mehr weh getan. „Weil ich es selbst aus der Hand gegeben habe.“Bei seinem 17. Grand Slam Turnier hat der 24jährige Niederösterreicher zum achten Mal das Achtelfinale erreicht, die zwei Halbfinale in Paris waren die Ausreißer nach oben. „Vierte Runde ist in Ord- nung. Ich habe körperlich überhaupt keine Probleme gehabt und habe wieder eine bessere Körpersprache. Es geht definitiv in die richtige Richtung.“
Im Tiebreak des vierten Satzes hatte Thiem auf spektakuläre Weise einen Matchball abgewehrt, der Winner mit der Rückhand war absolut sehenswert. Das Momentum konnte er nicht nützen, Sandgren war danach unantastbar, er servierte humorlos, attackierte Thiems zweiten Aufschlag mit Erfolg. Beide schlugen je 20 Asse.
Eine weitere Überraschung gab es anschließend in der Rod Laver Arena. Kampflos wollte sich Novak Djokovic nicht seinem Schicksal ergeben. Also biss der Serbe auf die Zähne, stemmte sich 3:21 Stunden gegen das Aus. Und musste doch einsehen: Die nächste Generation ist auf dem Vormarsch, zumindest ihn hat sie eingeholt. Djokovic (30) unterlag im Achtelfinale angeschlagen dem 21-jährigen Südkoreaner Chung Hyeon 6:7 (4), 5:7, 6:7 (7).
Sein seit Monaten lädierter Ellbogen habe Ende des ersten Satzes angefangen zu schmerzen, sagte Djokovic: „Ich muss die Umstände akzeptieren, auch wenn es frustrierend ist.“Dennoch lobte er Chung, der eine jüngere und zumindest derzeit fittere Ausgabe seiner selbst ist: „Er war wie eine Wand. Beeindruckend. Er hat sich den Sieg verdient.“Chung sorgte für Sporthistorisches, er ist der erste Südkoreaner, der ein Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers erreicht hat. Südkoreanerin hatte es auch noch keine geschafft. „Keine Ahnung, wie das passiert ist“, sagte die Nummer 58. Er setzt gegen Sandgren fort. Und Thiem überlegt, ob er am 2./3. Februar den Daviscup in St. Pölten gegen Weißrussland bestreitet. (red)