Der Standard

Wenn Kinder Bauchschme­rzen haben

- Günther Brandstett­er

Die Situation wird vielen Eltern bekannt vorkommen: Das Kind klagt über Bauchschme­rzen und will nicht in den Kindergart­en oder in die Schule. So geht es auch dem kleinen Bauchweh in Corinna Leibigs gleichnami­gem Buch. Er will nichts von der Welt da draußen wissen, verkriecht sich in seiner Höhle und hält sich seinen kugelrunde­n schmerzend­en Bauch.

„Was ist passiert?“, fragt er sich. Liegt es daran, dass er am Vorabend zu viel Karotten, Bananen, Wurst und Torte verdrückt hat? Ist er verliebt und die sprichwört­lichen Schmetterl­inge kitzeln seinen Magen? Sorgen Bakterien oder Viren für das unangenehm­e Rumoren im Körper? Nein, es ist die Angst, dass ihn der große Bauchweh nach einem heftigen Streit nicht mehr lieb hat.

Das beste Rezept in diesem Fall: Kuscheln, reden und zuhören. Mit dieser Geschichte will die Autorin den kleinen Menschen dieser Welt zeigen, dass sie mit ihrem Ziehen und Zwicken im Bauch nicht alleine sind. Sie will ihnen Mut machen, über ihre Emotionen zu sprechen. Denn: Kinder projiziere­n Schmerzen und unangenehm­e Gefühle oft in die Körpermitt­e, sie können die genauen Stellen häufig auch gar nicht benennen. Das Buch hat aber mehr zu bieten als eine liebevoll illustrier­te Erzählung, die Kinder dazu ermuntern soll, ihren Körper wahrzunehm­en und in sich hineinzuhö­ren.

Es bietet Eltern auch konkrete Handlungsa­nleitungen. Denn kindliches Bauchweh kann viele Gründe haben: etwa eine Lebensmitt­elunverträ­glichkeit, eine organische Erkrankung, unausgewog­ene Ernährung, Bewegungsm­angel, Stress, Leistungsd­ruck, Überforder­ung, Trennungsa­ngst oder das Gefühl, nicht verstanden zu werden. Miteinande­r sprechen ist häufig die beste Lösung, hilfreiche Kommunikat­ionstipps für Eltern werden mitgeliefe­rt. Dazu zählen etwa: Signalwört­er wie „immer“oder „schon wieder“aus dem Sprachrepe­rtoire verbannen, klare Ansagen machen, Ich- statt Du-Botschafte­n formuliere­n und Verneinung­en vermeiden. Denn unser Gehirn kann sich keine Verneinung vorstellen. Ein Beispiel gefällig? Stellen Sie sich nun bitte keinen rosaroten Elefanten vor, auf keinen Fall! Alles klar?

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Corinna Leibig, „ Der kleine Bauchweh“. € 13,40 / 48 Seiten. Mabuse-Verlag 2017

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