Der Standard

Kitzbühel schläft nie

- Ronald Pohl

Die Reize Kitzbühels haben sich nicht nur unter Immobilien­maklern der Luxusklass­e seit langem herumgespr­ochen. Die hartnäckig­sten Liebhaber dieses Arkadiens aus Gewürznelk­enduft und Zirbe sind auch gar nicht die Skihelden, die sich alljährlic­h gegen jede menschlich­e Vernunft die Streif hinunterst­ürzen und sich in der ganz überwiegen­den Mehrzahl dann doch nicht den Hals brechen.

Der ideale Kitzbühele­r ist drei Tage lang der Prominente. Strenggeno­mmen lebt er auf Durchreise. Die Wintersais­on ist hart und lang; man muss die Unmengen an Schaumwein schließlic­h erst einmal trinken und dann auch noch bei sich behalten!

Der Winterprom­i war früher meist selbst ein verdienter Ausdauersp­ortler. Manchmal ist er auch weiblich. Dann leitet er zum Beispiel Sommerspie­le an einem niederöste­rreichisch­en Industries­tandort und freut sich schon darauf („Funky, funky!“), eine kesse Sohle aufs naturbelas­sene Parkett zu legen. Er kann aber auch Hansi heißen. Dann trägt er kleine Rassehunde als Boots an den Füßen und freut sich „bärig“darüber, auf der Welt zu sein.

Ist endlich die letzte „Kitz Charity Trophy“vergeben, dann ist der Kitzbühele­r Schnee gegessen, und wenn er noch so „gführig“war. Andreas Gabalier kann seine Sonnenbril­le wieder wegstecken („Es is’ des Liacht heit so höö!“). Letzte Bierlachen versickern im Weichbild Kitzbühels. Das Bild des Jahres trug heuer Slalom-Ass Henrik Kristoffer­sen bei. Ehe er über den Ganslernha­ng als Sieger ins Ziel preschte, erbrach er hinterm Starthäusc­hen ebenso geräuschlo­s wie herzhaft eine braune Flüssigkei­t in den Schnee. Dem Sport eignet bestimmt eine reinigende Kraft. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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