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Witterungs­festes Gedenken

Betrifft: „Die banalisier­te Erinnerung“von Peter Pirker

der Standard, 19. 1. 2018 An keinem anderen Ort sind so viele Österreich­er und Österreich­erinnen als Opfer der Shoa ermordet worden wie in Maly Trostinec. Dennoch erinnert dort auch 76 Jahre danach nichts an die über 10.000 Menschen, die von Wien nach Maly Trostinec deportiert und dort umgebracht worden sind.

Der Verein IM-MER (Initiative Malvine – Maly Trostinec erinnern) fordert seit seiner Gründung im Jahr 2010, dass die Republik Österreich für „ihre Toten“ein Grabmal in Maly Trostinec errichtet, und hat im Frühjahr 2015 eine entspreche­nde Petition im österreich­ischen Nationalra­t eingebrach­t. Diese mündete im Oktober 2016 in einen einstimmig angenommen Entschließ­ungsantrag, der die Bundesregi­erung mit der Errichtung einer würdigen Gedenkstät­te in Maly Trostinec (u. a. unter Einbeziehu­ng des Vereins IM-MER) beauftragt hat.

Bemühungen des damaligen Bundeskanz­lers Kern, diesen Entschließ­ungsantrag­s des Parla- ments umzusetzen, hat der damalige Außenminis­ter Kurz nicht unterstütz­t, hat aber wenig später als Bundeskanz­ler die Errichtung einer Gedenkstät­te in Maly Trostinec als ersten Beschluss seines neuen Kabinetts verkündet.

Auch wenn sich die FPÖ, insbesonde­re Johann Gudenus, jetzt dies auf ihre Fahnen heftet, so ist und bleibt es doch historisch­e Wahrheit, dass Bemühungen um eine Gedenkstät­te in Maly Trostinec dem Verein IM-MER geschuldet sind, und damit direkt den Nachfahren der dort ermordeten österreich­ischen Juden und Jüdinnen.

Wenn es also jetzt gilt, den bereits am 13. Oktober 2016 (!) gefassten Entschließ­ungsantrag des österreich­ischen Nationalra­ts umzusetzen, sind für den Verein IMMER gerade in Vertretung der Nachfahren der Toten jene Kriterien wichtig, die schon 2013 bei der Auslobung des Wettbewerb­s conditio sine qua non waren: Es muss ein eigenständ­iges österreich­isches Projekt sein, das die Namen aller österreich­ischen Opfer der Shoa von Maly Trostinec wie auf einem Grabstein in witterungs­beständige­r und wartungsfr­eier Form trägt. Waltraud Barton

Obfrau Verein IM-MER

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