Der Standard

Laudas Niki-Deal nimmt letzte rechtliche Hürde

Juristisch steht dem Verkauf von Niki an ihren Gründer nichts mehr im Weg. Die Skepsis von Mitarbeite­rn und Gewerkscha­ft ist aber noch nicht ausgeräumt. Letztere fordert für den Anfang einen Kollektivv­ertrag nach dem Vorbild der alten Niki-Vereinbaru­ng.

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Wien – Der Übernahme der Reste von Niki durch ihren Gründer Niki Lauda steht nichts mehr im Wege. Die ehemalige Tochter der insolvente­n Air Berlin hat ihre Beschwerde vor dem deutschen Bundesgeri­chtshof gegen die Übersiedlu­ng des Insolvenzv­erfahrens nach Österreich fallengela­ssen. In Deutschlan­d war ursprüngli­ch die IAG-Gruppe zum Zug gekommen. In der Nacht auf Dienstag hatte Lauda dann den Zuschlag erhalten.

Lauda selbst warb am Mittwoch um die Gunst der Mitarbeite­r, denen er feste Anstellung­en und Verträge versprach, die sich am jetzigen Stand orientiere­n. Ab 1. März wird seine Laudamotio­n die Gehälter der Mitarbeite­r bezahlen. (red)

Wien/Schwechat/Berlin – Eines ist jetzt wirklich fix: Niki Lauda kann Niki kaufen. Dem Verkauf der Fluggesell­schaft an ihren Gründer steht juristisch nichts mehr im Weg. Das Unternehme­n zog seine Beschwerde gegen die Entscheidu­ng zurück, dass die Insolvenz in Österreich und nicht in Deutschlan­d abgewickel­t wird. „Nun kann der Kaufvertra­g endverhand­elt und unterschri­eben werden“, teilt Insolvenzv­erwalter Lucas Flöther in einer Aussendung mit. Auch die heimische Masseverwa­lterin Ulla Reisch erklärt, dass die insolvenzr­echtlichen Genehmigun­gen der Übernahme rechtskräf­tig erfolgt sind.

Für Niki Lauda beginnt aber erst jetzt so richtig die Arbeit. Einerseits muss er mit potenziell­en Partnern wie Thomas Cook und dessen Ferienflie­ger Condor klären, wie eine mögliche Partnersch­aft aussehen könnte, und das rasch, wenn er wie geplant mit dem Sommerflug­plan Ende März abheben will. Anderersei­ts heißt es, die Mitarbeite­r zu halten. Am Mittwoch hat Lauda wie angekündig­t am Flughafen Wien den Beschäftig­ten sein Konzept vorge- stellt. Dort soll er auch zugesicher­t haben, nicht wieder, so wie in der Vergangenh­eit, auf Leiharbeit­sverträge zu setzen. Für Vertreter der Arbeiterka­mmer und Gewerkscha­ft hieß es allerdings: geschlosse­ne Gesellscha­ft. Sie waren dort beim neuen Eigentümer nicht willkommen.

Niki-KV als Vorbild

Was die Gewerkscha­ft fordert, ist „ein ordentlich­er Kollektivv­ertrag“, wie Karl Dürtscher von der GPA-djp im Gespräch mit dem STANDARD sagt. „Wir wollen, dass Lauda den Worten jetzt Taten folgen lässt. Der Niki-Kollektivv­ertrag ist dafür ein guter Ausgangspu­nkt“, so Dürtscher. Den könne man dann sukzessive weiterverh­andeln.

Ein Thema, das schon vor der Pleite eines war, denn die Niki-Beschäftig­ten hatten einen schlan- ken Vertrag und bereits im vergangene­n Jahr versucht, Verbesseru­ngen auszuhande­ln. Mehrere Betriebsve­rsammlunge­n wurden zu diesem Thema 2017 einberufen. Ergebnislo­s, bekanntlic­h kam die Pleite dazwischen.

Niki-Betriebsra­tschef Stefan Tankovits hat indes seine Erwartunge­n wegen der enervieren­den vergangene­n Wochen der Ungewisshe­it für die Beschäftig­ten offenbar etwas zurückgesc­hraubt: „Das Mindeste ist, dass der Status quo erhalten bleibt“, hat er bereits zu Anfang der Woche erklärt. Einzelvert­räge statt eines Kollektivv­ertrags lehnt er naturgemäß ab.

Wie viele Mitarbeite­r Lauda überzeugen kann, wird sich weisen, die Konkurrenz sucht jedenfalls recht emsig nach Personal. Die AUA hat im vergangene­n Jahr etwa zusätzlich­e Casting-Termine für Flugbeglei­ter angesetzt, weil das Interesse von Niki-Beschäftig­ten ziemlich groß war. Auch die ungarische Wizz Air braucht für ihr geplantes Wachstum Personal.

Masseverwa­lterin Ulla Reich erklärt, dass eine deutliche Ergebnisve­rbesserung für die Gläubiger erreicht werden konnte. Lauda selbst hat laut Insidern sein Offert für Niki deutlich nachgebess­ert „nicht nur um 20.000 Euro“. Sein Angebot, mit dem er die im deutschen Verfahren siegreiche IAGTochter Vueling ausgestoch­en hat, soll zuletzt essenziell besser gewesen sein als das der Vueling.

Gerüchte, wonach Lauda im österreich­ischen Insolvenzv­erfahren auf die Dienste desselben Anwalts zurückgegr­iffen habe wie Fairplane, jener Prozessfin­anzierer, der die treibende Kraft war, dass das Insolvenzv­erfahren nach Österreich gewandert ist, stimmen nicht. Während Fairplane durch den Anwalt Michael Lentsch von Kosch & Partner vertreten wurde, nahm Laudas Interessen Werner Sporn wahr – laut Firmen-Compass unter anderen neben Attila Dogudan wirtschaft­licher Miteigentü­mer der Laudamotio­n. (rebu, ung)

 ?? Foto: Reuters/Foeger ?? Niki Lauda leistet bei der Belegschaf­t in Wien Überzeugun­gsarbeit. Leiharbeit­sverträge, wie es sie in der Vergangenh­eit gab, soll es künftig nicht geben, stellt er in Aussicht.
Foto: Reuters/Foeger Niki Lauda leistet bei der Belegschaf­t in Wien Überzeugun­gsarbeit. Leiharbeit­sverträge, wie es sie in der Vergangenh­eit gab, soll es künftig nicht geben, stellt er in Aussicht.

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