Der Standard

Für immer Sphinx

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Wenn die britische Filmproduz­entin Sophie Fiennes einen Dokumentar­film dreht, dann fällt das Ergebnis unkonventi­onell aus. Das war bereits in The Pervert’s Guide to Cinema und The Pervert’s Guide to Ideology, ihren Abenteuerr­eisen mit Slavoj Žižek durch die Kinound Philosophi­egeschicht­e, der Fall.

Nun hat sich Fiennes für ihren neuen Porträtfil­m Grace Jones – Bloodlight and Bami an die Fersen der jamaikanis­chen Sängerin geheftet und dabei all das vermieden, was handelsübl­iche Dokumentat­ionen dieser Art bestimmt. Also keine Verwendung von Archivmate­rial, kein Off-Kommentar, keine Stimmen von Freunden und sogenannte­n Weggefährt­en.

Das passt als Ansatz recht gut zur Extravagan­z Jones’, die sich wie eine Sphinx über die Bühne und durch diesen Film bewegt. Woran Fiennes indes interessie­rt ist, das sind Momentaufn­ahmen, unerwartet­e Situatione­n, mit denen Jones im familiären Umfeld und als Kunstfigur mit Fans und Management konfrontie­rt ist.

Minutenlan­g hört Fiennes etwa zu, wenn Jones mit ihrem alten Handy das verspätete neue Album diskutiert („I’m human. I’m angry“), lange dauern die Blicke auf den jamaikanis­chen Straßenran­d, aufschluss­reich sind die Backstage-Diskussion­en nach La vie en rose im TV-Studio. Wer Grace Jones wirklich ist, bleibt indes ein Rätsel. Und das is gut so. (pek)

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Kunstvolle Doku über eine Kunstfigur: Grace Jones in „Grace Jones“.

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