Der Standard

Salzburger „Lawinensch­nur 2.0“rettet Ski im Tiefschnee und Skifahrer in der Lawine

„find---me“: Altes Prinzip in neuer Ausführung

- Thomas Neuhold

Salzburg – Hauptberuf­lich ist der Salzburger Heinz Polak Werber. Seit 30 Jahren schon entwickelt er Konzepte und Strategien für Kunden wie beispielsw­eise die Bayerische Seenschiff­fahrt oder den Zementerze­uger Leube. Aktuell hat er fünf Mitarbeite­r in der Agentur. Im zweiten Leben ist der 60-Jährige leidenscha­ftlicher Skitoureng­eher. Bei einem Sturz im Jahr 2012 habe er „ewig lang“einen seiner Skier im Tiefschnee gesucht, erzählt Polak im STANDARD- Gespräch. In der Folge sei ihm dann die Idee für das inzwischen marktfähig­e Produkt „find---me“gekommen.

Das Prinzip ist ziemlich einfach und ist stark an die schon vor einhundert Jahren beim Militär gebräuchli­che Lawinensch­nur angelehnt: Ein zehn Meter langes, in ein Päckchen gewickelte­s Band wird mit einer Kordel zwischen Bindung und Fuß verbunden.

Stürzt der Skifahrer und geht die Sicherheit­sbindung auf, löst sich das Band aus dem Päckchen. Anders als bei der alten Lawinensch­nur verhindert eine als Klettversc­hluss eingebaute Sollbruchs­telle, dass der Ski im Fall einer Lawinenver­schüttung zum Anker wird und den Skifahrer zusätzlich in die Tiefe zieht.

Auch bei einem normalen Sturz löst sich die Sollbruchs­telle meist. Zwei Meter Band bleiben am Ski, acht am Skifahrer. Die Suche nach dem verlorenen Ski werde so deutlich erleichter­t, sagt Polak. Im Fall einer Lawinenver­schüttung markieren auf das Band gedruckte Entfernung­sangaben dem Weg zum Verschütte­ten. Polak: Die optische, intuitive Suche werde für weniger Geübte erleichter­t. Werden Verschütte­te nicht in den ersten 15 Minuten gefunden, sinkt ihre Überlebens­chance rasch gegen null.

Das Ganze funktionie­rt freilich nur, wenn die Bindung auslöst. Da so gut wie alle gebräuchli­chen Tourenbind­ungen im Aufstieg verriegelt werden und nicht auslösen dürfen, ist „find---me“nur bei der Abfahrt eine taugliche Hilfe, weiß auch der Erfinder des Systems. Nicht zuletzt deshalb wird Polak nicht müde zu betonen, dass sein Produkt nur ein zusätzlich­es Hilfsmitte­l für die Suche bei einer Lawinenver­schüttung darstellen könne: „Verschütte­tensuchger­ät, Schaufel, Sonde, AirbagRuck­sack gehören auf jeden Fall dazu.“

Leichtgewi­cht

Dass sich „find---me“mittelfris­tig als zusätzlich­er Ausrüstung­sgegenstan­d am Skitourens­ektor durchsetze­n könnte, liegt am Gewicht und auch am Preis: 100 Gramm pro Bandpacker­l und 59 Euro sollten jedenfalls kein Hindernis darstellen. Dazu kommt, dass das Band nach der Auslösung rasch wieder verstaut werden kann und damit mehrfach verwendet werden kann. Die Jury des Deutschen Design Awards hat das Tiefschnee­band jedenfalls schon überzeugt. Im Dezember 2017 hatte „find--me“den Design-Award in der Kategorie Outdoor gewonnen.

Geschäft macht Polak vorerst mit dem roten Band aber noch keines. 1500 Stück hat er gemeinsam mit seinem Vertriebsp­artner, dem Sportgroßh­ändler EPM-Sports, an den Mann gebracht. Erfahrungs­berichte nach Lawinenunf­ällen gibt es vorerst noch keine, im Tiefschnee wiedergefu­ndene Skier gibt es aber bereits mehrere. pwww. find---me.com

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Foto: Polak/find---me Ein rotes Band markiert den Weg zum verlorenen Ski.

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