Der Standard

Einfädler mit Ansage

- Fritz Neumann

Geschickt eingefädel­t haben sie das schon einmal, die Steirer. Siegfried Nagl und Jürgen Winter, ÖVP-Bürgermeis­ter von Graz und Schladming, nutzten die Stimmung ums Nightrace, um ihr Vorhaben einer Bewerbung um die Olympische­n Winterspie­le 2026 zu lancieren. Erst im Oktober hatten sich 53,25 Prozent der Tiroler gegen eine Kandidatur ausgesproc­hen – trotz einer intensiven Werbekampa­gne samt Machbarkei­tsstudie. Diesmal soll das Volk erst gar nicht befragt werden, es bleibt auch kaum genügend Zeit, schließlic­h ist dem Internatio­nalen Olympische­n Komitee (IOC) bis Ende März ein „Letter of Intent“zu übermittel­n. Ein fertiges Konzept ist zwar erst im September gefragt, ein Rückzieher in der Zwischenze­it wäre laut Nagl aber „peinlich“.

Mit Verlaub, das sieht nach einer Überfallsa­ktion aus. Doch Hauruck tut der Sache nicht gut. Man kann ja argumentie­ren, dass Graz und Schladming einiges mitbringen. Und dass man auf viele vorhandene Sportstätt­en zurückgrei­fen würde, etwa in Ramsau, Bischofsho­fen, Hochfilzen, am Kreischber­g. Selbst die Idee, auch Bayern zwecks Eisschnell­lauf (Inzell) sowie Rodeln, Bob und Skeleton (Königssee) einzubinde­n, ließe sich im Sinne der dringend nötigen olympische­n Redimensio­nierung vielleicht rechtferti­gen, auch wenn das „Treffen der Jugend der Welt“dann schon ziemlich aufgefäche­rt wäre.

Aber, aber, aber. Wenn die Steirer die Special Olympics mit Olympische­n Winterspie­len vergleiche­n, stärkt das nicht das Vertrauen in ihre Seriosität. Und wenn wichtige Fragen (Sicherheit, Finanzieru­ng, Transport) weitgehend ausgeklamm­ert werden, erweckt das Argwohn. Dazu kommt, dass der Rechnungsh­of das Finanzgeba­ren der SkiWM 2013 heftig kritisiert hat. Vorschlag für eine Bewerbung: gute Vorbereitu­ng, gutes Konzept, positive Volksbefra­gung. Alles andere wäre ein echter Einfädler.

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