Der Standard

ZITAT DES TAGES

Auf den F-Pace folgt der kleinere E-Pace: Jaguar deutet die Zeichen der Zeit richtig und setzt vehement auf den SUV. Der ebenso pummelige wie noble Kleine wird in Graz gebaut. Das ist schon einmal ein guter Start.

- Andreas Stockinger

„Für uns ist die Zeit der Sicken und Kanten vorbei. Ein schöner Mensch hat auch keine Ecken.“

Korsika – Der Chef wünscht mehr Berichte in Ich-Form. Also erzähle ich ein wenig von mir, wer ich bin, woher ich komme, wohin ich fahre, wofür ich meiner bescheiden­en Meinung nach tauge und über meine Befindlich­keit.

Wundern Sie sich nicht, dass ich hier als Dinglichke­it das Wort ergreife, Walter Benjamin hat ja schon früh von Aufladung im Zusammenha­ng mit dem Phänomen der Marke gesprochen, die Re-Ontologisi­erung der Dinge in Zeiten des Massenkons­umismus ist inzwischen weit fortgeschr­itten.

Warum sonst gehen gerade jetzt in Korsika, wo ich die Ehre habe, mich zu präsentier­en, so viele Journalist­en um mich herum, tätscheln meinen Popsch, blicken mir tief in meine LED-Augen?

Korsika, das gemahnt an meine Sippschaft. Napoleon, Genie und Blutsäufer, stammte von hier. Zunächst, 1814, gelang es, ihn auf die Nachbarins­el Elba zu expedieren, dann verschifft­en meine Vorfahren ihn weit weg nach St. Helena.

Dass man mir die Nähe zum Range Rover Evoque, mit dem ich viel vom technische­n Unterbau teile, nicht ansieht, liegt daran, dass meine Eltern Jaguar heißen und nicht Land Rover wie bei meinem landadelig­en Cousin. Ja, auch ich trage die Bürde nobler englischer Herkunft (die ich nicht leugnen kann und will, auch wenn ich in Graz das Licht der Welt erblicke), sie ist mir Lust und Last zugleich. Lust, weil ich zeigen kann, wie nobel und kommod ich Besu- cher behause, Last, weil ich mich ständig vergleiche­n lassen muss mit diesen Schnöseln aus deutschem Hause, dem Geschwiste­rpaar BMW X1/X2 zum Beispiel oder Audi Q3 und Mercedes GLA.

Muskeln statt Zierlichke­it

Weil meine und meines Cousins Eltern unterschie­dlich aussehen, merkt man auch mir die Verwandtsc­haft äußerlich kaum an. Vetter Evoque macht auf schlank und zierlich. Ich setze viel mehr auf Muskeln und sportliche Run- dungen, und wenn noch wer Kugelfisch zu mir sagt, bin ich echt beleidigt. Bin halt auch sensibel.

Mein Personal Trainer hat mich zu einer Fitness ertüchtigt, die meinen ein paar Jahre älteren Cousin fast als Weichei, Softie erscheinen lässt. So habe ich die auf Fahraktivi­tät getrimmte Hinterachs­e meines großen Bruders, des FPace, als Mitgift bekommen, und weil ich zudem giftiger, präziser lenke, wurde auch meine Vorderachs­e überarbeit­et. Will ja nicht indiskret sein, aber wenn ich das recht interpreti­ere, hat der Emissär des Standard, der mich auf Streckenab­schnitten der Korsikaral­lye durch die Kurven schupfte, richtiggeh­end Gaudium mit mir gehabt. „Nicht übel, jedenfalls für einen SUV“, hörte ich ihn sagen.

Dann ist da die Sache mit dem Feuer. Schon zur Steinzeit hat der Mensch gern ein Feuerchen in Höhlen angezündet – daran hat sich wenig geändert, immer noch werden in Höhlen eines Verbrennun­gsmotors, Zylinder nennt man sie jetzt, Feuer entfacht. Cervantes hat einmal gesagt: Die Männer haben das Feuer erfunden, aber die Frauen wissen, wie man damit spielt. Wenn mit dem meinigen möglichst viele Frauen spielen, wird das meine Eltern freuen.

Ein Teil meiner existenzie­llen Befindlich­keit spielt nach dem Muster des leider reichlich flachen Erfolgstit­els Wer bin ich und wenn ja wie viele. Wen wundert’s, bei der Verbreitun­g, die ich weltweit finden werde – zudem gibt es mich in multipler Erscheinun­gsform. Fünf unterschie­dliche Feuerstell­en biete ich zur Auswahl, drei entzünden sich von selbst, mit der Kraft von 150, 180 oder 240 Pferden. Die anderen beiden namens Otto brauchen eine zündelnde Kerze dazu und ziehen am Zügel wie 250 oder 300 wilde Pferde. So bin ich also. (Boden-)Kontaktfre­udig. Und wie sind Sie? Wann lernen wir uns kennen?

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Ganz klar ein Jaguar, ganz klar ein SUV. Der Hersteller rechnet mit enormer Verbreitun­g – eine Einschätzu­ng, die wenig Risiko birgt.
 ??  ?? Sauber und aufgeräumt der Innenraum. Ob das Leder sauber bleibt, sieht man am schnellste­n am weißen, und ob es innen aufgeräumt bleibt, hängt von den Insassen ab.
Sauber und aufgeräumt der Innenraum. Ob das Leder sauber bleibt, sieht man am schnellste­n am weißen, und ob es innen aufgeräumt bleibt, hängt von den Insassen ab.

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