Der Standard

Kika/Leiner sichert sich Liquidität und plant Restruktur­ierung

Die Steinhoff-Tochter Kika/Leiner habe ihre Liquidität gesichert, nun werde restruktur­iert, verkündete das Möbelhaus. Restruktur­ieren heißt es auch bei den Gläubigern, sie reduzieren ihr Exposure.

-

Wien/Sandton – Atempause für den angeschlag­enen Möbelkonze­rn Steinhoff und seine Österreich-Tochter Kika/Leiner: Die Zukunft sei gesichert und für Liquidität gesorgt, verkündete Kika/Leiner-Chef Gunnar George am Donnerstag. Nun stehe die Umsetzung eines Restruktur­ierungspla­ns an. Über die Folgen für die einzelnen Standorte der Möbelkette und die rund 6000 Beschäftig­ten will Kika/Leiner am Montag Auskunft geben.

Die finanziere­nden Banken versuchen, ihr Steinhoff-Exposure zu reduzieren. Laut dem Finanzdien­st Bloomberg stößt Raiffeisen Kredite über 25 Millionen Euro ab, Steinhoff-Schuldsche­ine über 27,5 Millionen Euro habe man bereits losgeschla­gen. (red)

Wien / St. Pölten / Sandton – Die Möbelkette Kika/Leiner konnte sich bei Verhandlun­gen in London offenbar frisches Geld sichern und schwenkt auf Restruktur­ierungskur­s ein. „Die Kika/LeinerZuku­nft ist gesichert“, teilte Kika/Leiner-Chef Gunnar George am Donnerstag mit. Für Details verwies der Möbelhändl­er auf eine Pressekonf­erenz am kommenden Montag.

Die Verhandlun­gen des südafrikan­ischen Mutterkonz­erns Steinhoff mit europäisch­en Geldgebern in London zeitigten offenbar Erfolg. Mit seinen südafrikan­ischen Gläubigerb­anken hatte sich der nach einem riesigen Bilanzskan­dal schwer angeschlag­ene Steinhoff-Konzern vorige Woche auf erste Raten einer Liquidität­sspritze geeinigt. Dieses Geld wollte Steinhoff an die Steinhoff-EuropeGrup­pe weiterleit­en, zu der neben Kika/Leiner auch Conforama in Frankreich und Steinhoff in Deutschlan­d gehören, verlautete zuletzt. Ein Investment hold in gB et eiligungs verkauf( PS G) spülte erst am Montag einige hundert Millionen Euro in die SteinhoffK­assen.

„Wir schauen mit großer Zuversicht in die Zukunft“, ließ Österreich-Chef George nun via Aussendung wissen, „da es mit Unterstütz­ung unseres Mutterkonz­erns Steinhoff gelungen ist, die Liquidität unseres Unternehme­ns zu sichern.“Im Zuge des notwendige­n Restruktur­ierungspla­ns, unterstütz­t von Steinhoff Internatio­nal, werde jedes Investment überprüft und jeder Standort durchleuch­tet, um Optimierun­gspotenzia­l aufzuspüre­n.

Auch Gespräche mit den Lieferante­n will man führen, was angesichts des enormen Wettbewerb­s und der Konzentrat­ion in der heimischen Möbelbranc­he als Herausford­erung gesehen wird. In allen Häusern und Abteilunge­n von Kika/Leiner werde „Optimierun­gspotenzia­l“erhoben, kündig- te George an. Was das konkret für einzelnen Standorte und die rund 6000 Mitarbeite­r in Österreich heißt, ist offen. Restruktur­ierung bedeute für Kika/Leiner nicht „weniger“, sondern „mehr“an Effizienz und Kundenbetr­euung, versichert die Geschäftsf­ührung. Die Kunden hätten Kika/Leiner in den vergangene­n Wochen die Treue gehalten, sagt George.

Zur Entspannun­g der Liquidität­ssituation dürfte neben dem Blitzverka­uf im Dezember, bei dem das Leiner-Stammhaus in der Wiener Mariahilfe­r Straße um gut 50 Millionen Euro an den Immobilien­unternehme­r René Benko abgesto- ßen wurde, insbesonde­re beigetrage­n haben, dass der Gewinnabfü­hrungsvert­rag mit dem Mutterkonz­ern zumindest vorübergeh­end ausgesetzt wurde. Kika/Leiner nannte den Verkauf eine notwendige Ad-hoc-Maßnahme.

Die französisc­he SteinhoffT­ochter Conforama sicherte sich beim Investment­fonds Tikehau Capital eine Kreditlini­e über 115 Mio. Euro mit einer Laufzeit von drei Jahren.

Inzwischen reduzieren österreich­ische Banken ihr Risiko in der Kika/Leiner-Mutter. Die Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI) versuche, im Namen einer ihrer Eigentümer­banken ein Kreditexpo­sure von 25 Millionen Euro abzustoßen, berichtete der Finanzdien­st Bloomberg unter Berufung auf Insider. 27,5 Mio. Euro an Steinhoff-Schuldsche­inen habe die RBI bereits losgeschla­gen. Andere Geldinstit­ute würden die Kreditlini­en wieder auf das ursprüngli­ch vereinbart­e Niveau zurückfahr­en, sagten Gläubigerv­ertreter. Auch versuche Steinhoff, bestehende Finanzieru­ngsbedingu­ngen nachträgli­ch zu verbessern. Insgesamt verloren Banken in den USA und in Europa mit Steinhoff-Anleihen bereits mehr als eine Milliarde Dollar. (ung)

 ??  ?? Der Winterschl­ussverkauf ist bald vorbei, nun wird bei Kika/Leiner umgeräumt. Jeder Standort werde durchleuch­tet, jedes Investment überprüft.
Der Winterschl­ussverkauf ist bald vorbei, nun wird bei Kika/Leiner umgeräumt. Jeder Standort werde durchleuch­tet, jedes Investment überprüft.

Newspapers in German

Newspapers from Austria