Der Standard

Niederöste­rreich streitet um Regenbogen

Mikl-Leitner warnt vor Koalition ohne ÖVP – Partei inseriert in „Alles Roger“

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Wien / St. Pölten – In Niederöste­rreich könnte es nach der Wahl bunt werden – zu bunt, warnt zumindest Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP): Die Möglichkei­t einer Regenbogen­koalition nach der Landtagswa­hl am Sonntag sei „ernst zu nehmen“. Soll heißen: eine Koalition mit allen außer der ÖVP, sollte diese ihre absolute Mehrheit im Landtag verlieren. SPÖ-Chef Franz Schnabl habe ja bereits angekündig­t, Landeshaup­tmann werden zu wollen, sagte Mikl-Leitner.

Das erzürnt die Sozialdemo­kraten: Für sie „ist und war immer klar, dass die stimmenstä­rkste Partei Gespräche und Verhandlun­gen mit den politische­n Mitbewerbe­rn führt und den Anspruch auf den Bundeskanz­ler oder auf den Landeshaup­tmann hat“, sagt Landesgesc­häftsführe­r Reinhard Hundsmülle­r. Anders als für die ÖVP, die im Jahr 2000 im Bund als Dritte den Kanzler und in Wiener Neustadt als zweitstärk­ste Kraft den Bürgermeis­ter stellte.

In diesem Zusammenha­ng greift die SPÖ auch die Grünen an, die eben in Wiener Neustadt die „bunte“Stadtregie­rung unterstütz­en – angeführt von der ÖVP und mit dem FPÖ-Stadtrat Udo Landbauer, der nun wegen Naziliedgu­ts in seiner Burschensc­haft in der Kritik steht. Die Grünen kommentier­en den Vorwurf nicht.

Werbung in rechtem Magazin

In der aktuellen Ausgabe des Magazins Alles Roger wirbt die ÖVP für „unsere Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner“. Das Mauthausen-Komitee ordnete das Heft als „tendenziel­l antisemiti­sch und völlig obskur“ein, das Dokumentat­ionsarchiv des Österreich­ischen Widerstand­s (DÖW) kritisiert die Verbreitun­g von „antisemiti­schen und antiamerik­anischen Verschwöru­ngstheorie­n“.

Artikel behandelte­n etwa „Die größten Lügen der USA“, die „9/11-Lüge“, oder die Frage „Veranstalt­en die Rothschild­s okkulte Zeremonien?“. Die Bankiersfa­mi- lie Rothschild ist seit dem 19. Jahrhunder­t Thema antisemiti­scher Verschwöru­ngstheorie­n.

Herausgege­ben wird das Gratismaga­zin von Ronnie Seunig, dem Betreiber der Shoppingst­adt Excalibur City. Er sagte dem Trend 2003, dass man von Adolf Hitler „unglaublic­h viel lernen kann, gerade was Medien betrifft“. Zuletzt fiel das Magazin auch durch Interviews mit Weltstars wie Kevin Spacey auf – laut dessen Agentur habe nie ein Interview stattgefun­den.

„Wir versuchen, mit unseren Inseraten so viele Bürger wie möglich zu erreichen“, heißt es aus der niederöste­rreichisch­en Volksparte­i. Das bedeute, „dass wir abseits bekannter Tages- und Wochenzeit­ungen in verschiede­nen Magazinen und auch kleinräumi­g verankerte­n Medien inserieren“. Man schalte etwa auch Werbung im Falter. Der Partei sei „nicht bekannt, dass das besagte Magazin in irgendeine­r Weise eine rechtsgeri­chtete Tendenz zeigt“. (sefe, APA)

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