Klopapier: Der große Besch...
In den vergangenen 27 Jahren wurden die Blätter auf einer Rolle WC-Papier nicht nur kleiner, sondern auch weniger.
Wer das Gefühl hat, dass er im Laufe der Jahre trotz gleichbleibenden Harnund Stuhldrangs öfter Toilettenpapier kauft, hat eine gute Beobachtungsgabe. Denn tatsächlich sparen die Hersteller an der Größe, wie der Verein für Konsumenteninformation (VKI) herausgefunden hat. Er hat sich nach Zuschriften aufmerksamer Verbraucher in der aktuellen Ausgabe der Testzeitschrift Konsument mit dem Hygieneprodukt befasst und die Ergebnisse mit einer Untersuchung aus dem Jahr 1991 verglichen.
Bei jenen vier Marken, die bereits vor 27 Jahren im Handel waren, sind mittlerweile 200 Blatt pro Rolle die Höchstzahl, die Untergrenze liegt bei 150 Blatt. 1991 waren es dagegen 200 bis 250 Blatt. Und nicht nur das: Auch die Blätter selbst sind geschrumpft – und zwar im Fall von Hakle um beachtliche 18,5 Prozent, wie VKIProjektleiter Christian Undeutsch sagt. Die Länge eines HakleBlattes hat sich laut ihm um 1,8 Zentimeter verkürzt. Bei Cosy und Zewa sei die Fläche um rund zehn Prozent reduziert worden, bei Danke hat man dagegen nur einen Millimeter weniger Wischfläche zur Verfügung. Billiger ist das einzelne Blatt nach VKI-Einschätzung aber deshalb nicht geworden.
Das Produkt scheint ein Beleg dafür zu sein, dass man sehr wohl aus Exkrementen Gold machen kann. Klopapier um eine Viertelmilliarde Euro wurde im Vorjahr in Österreich verkauft. Im Schnitt verbraucht jeder Mensch pro Jahr über zehn Kilo Papier, um sich zu reinigen. Wobei die VKI-Erhebung auch durchaus Interessantes zutage förderte: Mehr als 90 Prozent der Haushalte kaufen Klopapier, habe eine Marktstudie ergeben, heißt es bei der VKI-Pressestelle. Allerdings: Wie sich der Rest einigt, bleibt offen, da die zuständige Redakteurin nicht anwesend ist.
Was sicher zu sein scheint: Eine ekelbedingte Händeschüttel- phobie muss man nicht entwickeln. Allein die Tatsache, dass man kein WC-Papier kauft, bedeutet nicht, dass man auch keines verwendet. Denn bei einer Umfrage im Jahr 2012, bei der im Auftrag eines Klopapierherstellers 1073 deutsche Männer und Frauen zwischen 14 und 69 Jahren befragt wurden, gaben nur 0,1 Prozent an, überhaupt kein Klopapier zu benutzen. Die gängigste Erklärung: Sie verwenden Windeln oder Wasser, etwa in einem Bidet.
In Österreich dürfte die Lage ähnlich sein. Denn wie in der deutschen Umfrage haben auch die heimischen Konsumentenschützer erhoben, wie das Reinigungsutensil verwendet wird. Die Parallelen sind deutlich: Rund 65 Prozent der Österreicher falten es vor Gebrauch zusammen, in Deutschland machen das 67 Prozent. Im Gegensatz zu anderen Teilen der Welt ist das Zerknüllen des Papiers nicht sonderlich populär: Sieben Prozent der Österreicher und Deutschen schicken es auf diesen Weg in den Orkus.
Geschlechterunterschiede
Ein Prozent der Deutschen ist sparsam und behauptet, stets mit einem Blatt auszukommen. Wobei die Art der Ausscheidung dabei naturgemäß ebenso wie das Geschlecht einen Unterschied macht: „Für das kleine Geschäft kommen etwa drei bis vier Blatt zum Einsatz – zumindest bei Frauen; bei Männern angeblich kein einziges. Beim großen Geschäft liegt der Verbrauch bei acht bis zehn Blatt“, berichteten die VKITester. Projektleiter Undeutsch würde sich eine Verpflichtung für die Hersteller wünschen, Blattanzahl, Länge und Größe auf der Verpackung anzugeben, um dem Konsumenten einen Preisvergleich zu ermöglichen.
Das Testergebnis: Von 17 untersuchten dreilagigen Marken erhielten fünf die Note „Sehr gut“, der Rest ein „Gut“. Unter den Siegern war auch eines der günstigsten Produkte. (red)