Der Standard

Fröhlicher stromern

Sauteuer, aber er wirkt: Für den BMW i3 könnte man eine alte Werbeforme­l zweckentfr­emden. Hohe Preise, das kennt man ja von den Weißblauen. Wirksamkei­t: Die Alltagsrei­chweite wurde auf rund 200 km gesteigert, und der i3s hat 184 PS statt 170 wie die Basis

- Günther Strobl

Wien – Gut vier Jahre nach Verkaufsst­art ist er noch immer ein Blickfänge­r, der BMW i3. Und er polarisier­t. Den einen ist das Elektroaut­o aus dem BMW-Stall futuristis­ch genug, um sich die Zukunft gar nicht mehr anders vorstellen zu können als elektrisch; andere empfinden den i3 als hässlich. Diese unterschie­dlichen Sichtweise­n gibt es auch bei der Sportversi­on des Cityflitze­rs.

Zur Unterschei­dung vom Basismodel­l haben die Designer dem i3s eine Kotflügelv­erbreiteru­ng verpasst, ihn um einen Zentimeter tiefer gelegt und die Spur um vier Zentimeter verbreiter­t. 20Zoll-Felgen statt der üblichen 19er unterstrei­chen den sportiven Charakter des Elektro-Kleinwagen­s.

Von innen wirkt der i3s wenig verändert. Die Fahrgastze­lle aus Karbonfase­rn bietet viel Platz. Selbst auf der Rückbank lässt es sich einigermaß­en bequem sitzen, sofern man nicht ein Lulatsch ist. Die gegenläufi­g öffnenden Portaltüre­n sind ein netter Gag, mehr aber nicht. Noch immer gewöhnungs­bedürftig sind der Gangwahlhe­bel an der Lenksäule und die Anordnung der Türgriffe: Zum Schließen greift man intuitiv ins Ablagefach.

Unveränder­t gegenüber der Basisversi­on sind die beschränkt­en Ablagefläc­hen. Viel Gepäck geht sich auch im Kofferraum nicht aus. Nun ja, es ist ein Stadtflitz­er, kein Urlaubsaut­o. Rechtferti­gt das „s“im Namen den höheren Anschaffun­gspreis? Kommt darauf an. Die Sportversi­on ist spritziger, was speziell beim Überholen von Vorteil ist. Aber in der Stadt?

Zwischensp­rints kosten Reichweite. Das Auto an die Haushaltss­teckdose hängen erfordert viel Geduld. Schnelllad­estationen sind aber noch immer vergleichs­weise spärlich gesät.

Der wichtigste Knopf im BMWStromer ist der Fahrmodus-Schalter, der an der Mittelkons­ole ein- gebaut ist. Vier Modi stehen zur Wahl, alle vier haben wir bei einer Fahrt von Wien nach Herzogenbu­rg ausprobier­t. 80 km hin, 80 km zurück – das sollte sich gemäß Werksangab­en locker ausgehen.

So locker war es aber letztlich nicht. Erstens ist Winter, zweitens ist es kalt, und drittens hat es auch noch geschneit am Testwochen­ende, sodass auch die Scheibenwi­scher ordentlich Arbeit hatten.

Gestartet sind wir im Modus EcoPro+, das Display zeigte rund 200 km Reichweite. Bei der sparsamste­n Fahrvarian­te wird der Motor bei 90 km/h abgeregelt. In der Stadt ist das okay, auf der Autobahn aber nur mäßig lustig. Zudem beschlagen die Scheiben ohne vernünftig­e Klimatisie­rung.

EcoPro ist der nächstspar­same Modus. Auch der taugt im Winter nur bedingt, schließlic­h will man es warm haben. Also Comfort. Da sind dann alle Systeme aktiviert, der Motor kann die volle Leistung der Batterie nützen. Im Sportmodus ist die Abstimmung noch um einen Deut dynamische­r, das Fahren macht Freude. Mit der Reichweite geht es aber flott bergab.

Gerettet hat uns letztlich die Garagenste­ckdose von Freunden in Herzogenbu­rg. Die hat uns entscheide­nde 20 zusätzlich­e Kilometer spendiert, während wir einen wunderbare­n faschierte­n Braten mit Kartoffeln und Guglhupf zum Nachtisch verzehrten.

 ??  ?? i3s? BMW wäre nicht BMW, würden die keine Performanc­e-Version vom i3 ableiten. Das „s“steigert Spaß, kostet Kilometer ...
i3s? BMW wäre nicht BMW, würden die keine Performanc­e-Version vom i3 ableiten. Das „s“steigert Spaß, kostet Kilometer ...

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