Der Standard

Mehr Konzentrat­ion bitte!

- Nina Weißenstei­ner

Um Herbert Kickl beim Wort zu nehmen: Statt fast im Wochentakt demokratie­gefährdend­e Zweideutig­keiten von sich zu geben, sollte sich der Innenminis­ter besser auf die Anforderun­gen seines Amtes konzentrie­ren (sic!). Einmal will er Asylwerber dementspre­chend „an einem Ort halten“, jetzt schloss Kickl zunächst Ermittlung­en gegen Niederöste­rreichs FPÖ-Spitzenkan­didat Udo Landbauer aus – bis vor kurzem Vizevorsit­zender der Burschensc­haft Germania zu Wiener Neustadt, die einschlägi­ge Gesänge zu einem die NS-Zeit verharmlos­enden Liedheft zusammenge­fasst hat.

Auch wenn Kickl hier nun wieder von „Missinterp­retation“spricht: Sein erstes Statement („Halte es für ziemlich ausgeschlo­ssen“) hörte sich fast wie eine Weisung an. Denn gegen die germanisch­e Verbindung­sbrudersch­aft laufen längst Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Verbotsges­etz, die Polizei hat bereits eineinhalb Dutzend Liederbüch­er beschlagna­hmt.

Doch nach dem Prinzip der Gewaltente­ilung kann und darf Kickl der Justiz gar nicht ausrichten, wie sie in der Causa konkret die Person Landbauer zu beurteilen hat. Was seine Behörde betrifft, die die Erhebungen für allfällige Verfahren durchführt, hat man dort die ersten Worte des Ressortche­fs sicher vernommen. Und seither weiß jeder in der Republik, vor allem seine ganze Beamtensch­aft, welche Erwartungs­haltung FPÖ-Minister Kickl in solchen Fällen hat.

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