Der Standard

Endlich Licht ins Dunkel

- Fabian Schmid

Auf den ersten Blick ist die Entscheidu­ng des Europäisch­en Gerichtsho­fs enttäusche­nd: Max Schrems darf Facebook nicht gemeinsam mit 25.000 anderen Nutzern verklagen. Das ist schade, weil ein derartiger Prozess dem sozialen Netzwerk wehgetan und es so womöglich zu mehr Datenschut­z motiviert hätte. Doch der EuGH muss sich an der Rechtslage orientiere­n, die offenbar keine derartigen Sammelklag­en vorsieht. Der Spielball liegt also bei der Politik, die in diesem Bereich, wie so oft, auslässt.

Viel wichtiger ist aber, dass Schrems selbst in Wien eine Musterklag­e gegen Facebook führen darf. Der US-Konzern hatte ihm dieses Recht mit einer fragwürdig­en Strategie absprechen wollen. So behauptete Facebook, dass Schrems ja gar kein Verbrauche­r sei, weil er durch sein Engagement Geld verdiene und Facebook somit „beruflich“nutze. Dieser Argumentat­ion erteilte der EuGH mit Recht eine Abfuhr. Jede andere Entscheidu­ng wäre eine Katastroph­e für zivilgesel­lschaftlic­hes Engagement gewesen. Natürlich gehört es zum Dasein als Aktivist dazu, die Öffentlich­keit etwa durch Vorträge über Missstände zu informiere­n.

Statt billiger Ablenkungs­manöver und durchsicht­iger Verzögerun­gstaktiken sollte sich Facebook endlich seiner Verantwort­ung stellen. Noch immer wissen seine rund zwei Milliarden Nutzer nicht, welche Daten das soziale Netzwerk tatsächlic­h sammelt. Dank Schrems könnte endlich Licht ins Dunkel der Facebook-Welt kommen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria