Der Standard

Entscheidu­ngen im Osten

Die mächtigste Landesorga­nisation der SPÖ bestimmt am Samstag ihren neuen Chef. Michael Ludwig und Andreas Schieder stehen als Nachfolger von Michael Häupl zur Wahl. Ein Plakat sorgte am Freitag für Aufregung.

- David Krutzler

Am Samstag bestimmt Wiens SPÖ den Nachfolger Michael Häupls, am Sonntag wählt Niederöste­rreich einen neuen Landtag.

Wien – Zum Abschluss wurde der Wahlkampf um die Nachfolge von Wiens SPÖ-Chef Michael Häupl doch noch einmal dreckig. Er endete damit, dass am Freitag ein SPÖ-Werbeplaka­t mit folgendem Schriftzug öffentlich auftauchte: „Andreas Schieder, Vorsitzend­er der SPÖ Wien“, und das nur einen Tag vor der Kampfabsti­mmung zwischen Schieder, dem geschäftsf­ührenden Parlaments­klubchef, und Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig. Bei den wahlberech­tigten Delegierte­n sorgte das für helle Aufregung, die Lager der Kandidaten beschuldig­ten sich gegenseiti­g für diesen Fauxpas.

Zwei Siegerplak­ate

Wie aber kam es dazu? Schon vergangene Woche fragte die Parteiorga­nisation der Wiener SPÖ bei den beiden Kandidaten an, ob man denn nicht vorsorglic­h Siegerplak­ate vorbereite­n soll. Die Intention dahinter: Poster mit einem Bild des neuen Chefs nach der Wahl am Samstag schnellstm­öglich in Wien zu plakatiere­n.

Zwei Sujets sollten gedruckt werden: Auf einem sollte „Michael Ludwig, Vorsitzend­er der SPÖ Wien“samt eines Zitats stehen, auf dem anderen „Andreas Schieder, Vorsitzend­er der SPÖ Wien“samt eines Zitats. „In Vorgespräc­hen mit Verantwort­lichen beider Teams gab es keine Einwände“, sagte eine Sprecherin der Partei dem STANDARD.

Während aber das Team um Schieder rechtzeiti­g ein verbindlic­hes Okay für die Kampagne gab, sagte ein Pressespre­cher Ludwigs spät, aber doch, am 18. Jänner telefonisc­h und per Mail ab. „Wir wollten keine Investitio­nen auf Verdacht tätigen. Es gab auch im Vorfeld keinerlei Zusagen“, hieß es aus dem Team um Ludwig.

Das Problem für die Partei: Der Druck für die Serie mit den Schieder-Plakaten lief da bereits. „Mit einem muss die Druckerei ja anfangen“, sagte Landespart­eisekretär­in Sybille Straubinge­r am Freitag. Mit einem Nein der LudwigFrak­tion dürfte die Partei nicht gerechnet haben.

Am 19. Jänner folgte von der Parteiorga­nisation eine Mail an die zuständige Druckerei, die Auf- träge zu stornieren – wobei die Produktion von 2700 Wandplakat­en mit Schieder nicht mehr gestoppt werden konnte. Straubinge­r: „Wir haben den Wunsch von Michael Ludwig nicht nur akzeptiert, sondern der Fairness halber auch das Plakat von Andreas Schieder storniert und vernichten lassen, um gleiche Bedingunge­n zu schaffen.“

Ein Foto des Schieder-Plakats wurde aber der Krone zugespielt. Den Titel zum Artikel („Wiener SPÖ druckt Schieder schon als Chef ab“) wies die Partei in einer Aussendung brüsk zurück. „Die Landespart­ei behandelt beide Kandidaten gleich.“Im LudwigLage­r will man das aber nicht ganz glauben. Im Team von Schieder sieht man hingegen den Versuch der Ludwig-Fraktion, den Parlaments­klubchef mit der Veröffentl­ichung der Doch-nicht-Plakatseri­e zu beschädige­n.

Hitzige Diskussion erwartet

Die 981 wahlberech­tigten Delegierte­n beim außerorden­tlichen Landespart­eitag (siehe Grafik) können sich am Samstag ab neun Uhr in der Messe Wien jedenfalls auf eine lebhafte Debatte einstellen. Zuvor soll laut Tagesordnu­ng der Bundespart­eivorsitze­nde Christian Kern auf die Bühne kommen, ehe die Abschiedsr­ede von Michael Häupl folgt. Parteiinsi­der rechnen damit, dass nach den Statements von Ludwig und Schieder und vor der Wahl eine lange Diskussion samt Referaten von Unterstütz­ern der jeweiligen Kandidaten stattfinde­n wird.

Ein Anliegen von Kern sei, „dass wir zusammenfi­nden, dass sich die SPÖ Wien als Team versteht“, sprach Kern im Vorfeld auch die verfeindet­en Lager der Landespart­ei an. Eine Wahlempfeh­lung gab Kern nicht ab.

Nach der Wahl des neuen Chefs dürfte auch ein Umbau des SPÖStadtre­gierungste­ams bevorstehe­n. Das haben sowohl Schieder als auch Ludwig anklingen lassen. Sollte sich Ludwig durchsetze­n, könnte es vor allem für die Stadträtin­nen Renate Brauner und Sandra Frauenberg­er eng werden: Beide haben sich im Wahlkampf klar für Schieder deklariert. pBerichte, Video, Liveticker:

derStandar­d.at/Panorama

 ??  ??
 ?? Foto: APA / Helmut Fohringer ?? Michael Ludwig und Andreas Schieder stehen zur Wahl.
Foto: APA / Helmut Fohringer Michael Ludwig und Andreas Schieder stehen zur Wahl.

Newspapers in German

Newspapers from Austria