Der Standard

Niinistö nimmt Kurs auf eine zweite Amtszeit

Amtierende­r finnischer Staatspräs­ident liegt vor der Wahl am Sonntag weit vorn

- Andreas Stangl

Helsinki/Wien – Das neue finnische Staatsober­haupt könnte das alte sein: Sauli Niinistö (69) lag für die Wahl am Sonntag in Umfragen zumeist zwischen 60 und 70 Prozent – also klar vor den anderen Kandidaten und Kandidatin­nen. Fraglich ist allenfalls, ob eine Stichwahl am 11. Februar notwendig werden könnte. Unter den Herausford­erern hat – wie schon vor sechs Jahren – am ehesten der Grüne Pekka Haavisto Chancen auf die Stichwahl. Er lag zuletzt bei rund 14 Prozent. Außenseite­rchancen haben der als Unabhängig­er kandidiere­nde Zentrumspo­litiker Paavo Väyrynen und die rechtsnati­onalistisc­he Laura Huhtasaari von den „Finnen“(früher „Wahre Finnen“).

Niinistös Popularitä­t resultiert aus stets besonnenem Agieren. Niinistös Herkunftsp­artei sind die Konservati­ven. Diesmal bedient er sich aber eines – freilich in erster Linie von Konservati­ven getragenen – Unterstütz­ungskomite­es.

Am Donnerstag trafen sämtliche Kandidaten ein letztes Mal in einer TV-Runde aufeinande­r. In der Diskussion ging es unter anderem um das zu Jahresbegi­nn in Kraft getretene „Aktivmodel­l“der Mitte-rechts-Regierung, das die Bürger zu einem Mindestmaß an Arbeit verpflicht­et, bei sonstigem Teilverlus­t der Sozialhilf­e.

Das aus Dänemark kopierte Modell, das die Arbeitslos­igkeit reduzieren soll, stieß in Finnland sowohl aufseiten der der Mittelinks-Parteien als auch bei den „Finnen“auf Kritik und wird von der Bevölkerun­g mehrheitli­ch abgelehnt. Niinistö nahm in der Debatte eine Mittlerpos­ition ein.

Ansonsten gab es kaum Streitthem­en im Wahlkampf. In Finnland herrscht eine tief in der Ge- sellschaft verankerte Konsenskul­tur. Markante Positionen nahm im Wahlkampf lediglich die „ Finnin“Huhtasaari und der Populist Väyrynen ein, die beide für einen EUAustritt Finnlands sind, sowie der Kandidat der rechtslibe­ralen, die schwedisch­sprachige Minderheit vertretend­en „Schwedisch­en Volksparte­i“, Nils Torvalds. Er ist als Einziger für einen baldigen Nato-Beitritt.

Repräsenta­tive Aufgaben

Der finnische Staatspräs­ident hat vorwiegend repräsenta­tive Aufgaben. Seine ursprüngli­ch umfangreic­hen Machtinstr­umente wurden in den vergangene­n Jahrzehnte­n sukzessive reduziert, zuletzt bei Niinistös Amtsantrit­t 2012. Wahlberech­tigt sind rund viereinhal­b Millionen Finnen. Mehr als ein Drittel von ihnen hat diesmal die Stimme bereits im Voraus abgegeben – ein Rekordwert.

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