Nur ein gutes Match spielen
Roger Federer geht selbstbewusst in das Finale der Australian Open. Gegen Marin Čilić könnte der 36-jährige Schweizer seinen 20. Grand-Slam-Titel holen. Im Halbfinale hat Federer Kräfte gespart. Der Südkoreaner Chung Hyeon musste aufgeben.
Melbourne – Roger Federer ist entspannt. Ohne Satzverlust hat der Schweizer sein 30. Endspiel bei einem Grand-Slam-Turnier erreicht. „Die Dinge müssen okay laufen, wenn ich in dieser Phase des Turniers noch keinen Satz verloren habe“, sagte der 36-Jährige nach dem Halbfinalerfolg bei den Australian Open.
Gegen Chung Hyeon führte Federer nach 62 Minuten Spielzeit 6:1, 5:2, als der Koreaner wegen Blasen am Fuß aufgeben musste. Federer hatte die Schwäche seines 15 Jahre jüngeren Kontrahenten bis dahin gnadenlos ausgenutzt. „Ich bin froh, im Finale zu stehen, aber natürlich nicht auf diese Art und Weise“, sagte der Weltranglistenzweite. Als die erste Enttäuschung verarbeitet war, sagte Chung: „Ich hätte nie gedacht, dass ich es ins Halbfinale schaffen würde. Mein nächstes Ziel ist, die Saison ohne Verletzung zu beenden.“
Federer ist topfit, strotzt vor dem Endspiel vor Selbstvertrauen. Da wartet am Sonntag der Weltranglistensechste Marin Čilić. „Ich muss mich für das Finale nicht steigern, ich muss nur ein gutes Match spielen“, sagte Federer. Im vergangenen Jahr in Wimbledon musste er nicht einmal das, um sei- nen 19. Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Damals litt Čilić unter einer Blase am Fuß und weinte vor Enttäuschung noch während des Finales. Federer triumphierte in London zum zweiten Mal nach den Australian Open 2007 mit der perfekten Bilanz von 21:0 Sätzen. Es wäre keine Überraschung, würde in Melbourne wieder die Null stehen.
Bilanz spricht für Federer
Immerhin hat er acht von neun Duelle gegen Čilić gewonnen, allerdings auch die einzige Niederlage noch immer in schlechter Erinnerung. Im Halbfinale der US Open 2014 habe ihn der spätere Turniersieger „zerstört“. Auch eine wesentlich angenehmere Erinnerung hat Federer an den 29jährigen Kroaten.
Im November waren sich die beiden im Urlaub auf den Malediven zufällig über den Weg gelau- fen. Sie nahmen ein paar Drinks, Federer lernte Čilićs Verlobte und „den Menschen hinter dem Tennisspieler“besser kennen. Und nach ein paar Tagen schlugen sie auch ein paar Bälle, um langsam den Rhythmus wiederzufinden. „Das Training in den Tropen hat uns hier ins Finale geholfen“, scherzte Federer.
Čilić sagt vor dem Finale: „Roger nimmt den Ball gut, er serviert gut. Ich brauche eine gute Sicherheit von der Grundlinie, eine gute Präzision. So könnte ich ihn fordern.“Federer hatte nette Worte für seinen Kontrahenten übrig: „Er hat die Power und den Glauben, um große Titel zu gewinnen. Er geht nicht nur auf den Court, um dabei zu sein. Ich mag diese Einstellung.“Bisher ließ Federer seinen netten Worten oft erbarmungslose Taten folgen. Der 20. Grand-Slam-Titel ist ziemlich realistisch. (sid, APA, rie)