Von Nachtigallen und bösen Buben
Stars bei „Great Voices“: Jonas Kaufmann widmet sich Frankreich, Olga Peretyatko Russland und Erwin Schrott trifft Golda Schultz
Wien – Gegen kühne Regiekonzepte hat Tenor Jonas Kaufmann gar nichts. Er ist ein raffinierter und für Neues offener Sängerdarsteller, der Oper immer auch als glaubwürdige Erzählform versteht, die er mit vokalem Glanz veredelt. Lyrischer Sound, Klarheit und Energie verschmelzen bei ihm dabei zu einer regelrecht narkotischen Mixtur.
Bei Konzerten gibt es natürlich die Möglichkeit, noch verstärkt die vokalen Qualitäten zu genießen – und auch das Repertoire von Kaufmanns neuer CD L’Opéra live zu erleben, die sich französischen Opern des 19. Jahrhunderts widmet. „Das französische Opernrepertoire liegt mir sehr am Herzen“, sagt Kaufmann. „Diese faszinierende Musik spiegelt eine einzigartige Epoche in der europäischen Kultur wider“, so der Deutsche. Er wird von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Dirigent Jochen Rieder begleitet (am 13. 5.).
Sein Kollege Erwin Schrott ist auch ein vitaler Darsteller etwa von Mozart-Figuren. Der Bassbariton aus Montevideo (Uruguay) hat unlängst aber auch als böser Scarpia in Tosca reüssiert. Bei „Great Voices“wird er aber sicher als galanter Kollege auftreten – mit der aufstrebenden Sopranistin Golda Schultz. Die Südafrikanerin feiert in Wien ihr Debüt; mit Schrott wird sie u. a. Arien und Duette von Mozart, Verdi, Boito und Gounod geben. Für den klanglichen Rahmen sorgen Dirigent Claudio Vandelli und die Janáček Philharmonie Ostrava (2. 4.).
Längst ein Star ist die junge Koloratursopranistin Olga Peretyatko. Hört man ihre Leichtigkeit etwa bei Igor Strawinskis Night- ingale (zu hören auf ihrer CD Russian Light), versteht man, dass die gebürtige St. Petersburgerin zu den interessantesten und virtuosesten Stimmen der Gegenwart gezählt wird. Was einst in Pesaro (2007, an der Seite von Juan Diego Flórez als Desdemona in Rossinis Otello) begann, führte sie längst an alle großen Bühnen der Welt. Zudem wurde sie 2016 mit dem Echo-Klassik-Preis prämiert.
Olga Peretyatko hält grundsätzlich nicht besonders viel von einengenden stimmlichen Definitionen. „Ich bin gegen Klassifizierungen wie Koloratursopran, lyri- scher, lyrisch-dramatischer oder dramatischer Sopran. Am wichtigsten ist es, sein eigenes Potenzial zu entfalten.“
Dies gelingt ihr gut. Und da große Kompositionen Stimmen nicht einen Ausdruck abverlangen, sondern eher Vielfalt, ist Peretyatko zuzustimmen. Und: Im Konzert (26. 5.) wird es nun die Gelegenheit geben, ihre Flexibilität zu bewundern. Peretyatko wird wohl – auch in Anlehnung an ihre CD und ihre musikalischen Vorlieben – Arien und Liedern von Glinka, Mussorgski, Rachmaninow, Tschaikowsky, Schostakowitsch und Strawinski interpretieren. Es unterstützen sie das Ural Philharmonic Orchestra und Dmitry Liss. 2. 4.: Schrott/Schultz; 13. 5.: Jonas Kaufmann; 26. 5.: Olga Peretyatko pwww. konzerthaus.at; www.greatvoices.at
Spezial Great Voices ist eine entgeltliche Einschaltung in Form einer Kooperation mit dem Wiener Konzerthaus. Die redaktionelle Verantwortung liegt beim Standard.