Der Standard

Eine kurze Geschichte der FPÖ

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Am Anfang war der „Verband der Unabhängig­en“(VdU). Er wurde 1949 von zwei Rechtslibe­ralen als Auffangbec­ken für Ex-Nazis geschaffen. Doch 1956 wurde er durch die weit rechtere Nachfolgep­artei, die FPÖ, ersetzt. Erster Parteichef: der verurteilt­e SS-Brigadefüh­rer (General) Anton Reinthalle­r. Nächster Chef: der ehemalige SS-Obersturmf­ührer (Oberleutna­nt) Friedrich Peter. Peter versuchte eine Art demokratis­che „Läuterung“und ermöglicht­e 1970 durch ein Abkommen mit Bruno Kreisky eine SPÖ-Minderheit­sregierung, die die Basis für Kreiskys dreimalige absolute Mehrheit war. Schließlic­h stellte sich aber heraus, dass Peter Mitglied einer Waffen-SS-Einheit war, die 1941 in Russland systematis­ch Juden ermordete. Er behauptete, weder beteiligt gewesen zu sein noch etwas gewusst zu haben. Ersteres ist unwahrsche­inlich, Letzteres unmöglich. Kreisky stellte sich trotzdem hinter ihn und fädelte 1983 eine rot-blaue Koalition unter Fred Sinowatz und dem relativ liberalen Norbert Steger ein.

Steger wurde jedoch 1986 mit der Rückendeck­ung alter Nazis in der FPÖ durch Jörg Haider gestürzt. Dem Rechtspopu­listen Haider gelang es, die FPÖ von einer Fünfprozen­tpartei letztlich bis zu 27 Prozent (1999) zu führen. Aber er konnte sich ebenfalls nicht vom nationalso­zialistisc­hen Subtext lösen. Er lobte unbelehrba­r das Dritte Reich und die Waffen-SS. Seine Ausfälle gegen „Ausländer“führten zum Abgang von Heide Schmidt und der Gründung des „Liberalen Forums“.

Dennoch schloss der konservati­ve ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel, der die Partnersch­aft mit der SPÖ satthatte, 2000 eine Koalition mit Haider. Die erhielt aber durch einen Aufstand der ultrarecht­en Kräfte („Knittelfel­d“) einen ersten Dämpfer. Die FPÖ verlor deshalb bei den Wahlen 2002 massiv. 2005 spaltete Haider die Partei nochmals und gründete das BZÖ. Daraus wurde aber nichts, Strache fuhr mit einem Rechtsauße­nkurs Erfolge ein, bis heute auf 26 Prozent.

Das Problem der FPÖ ist seit den Anfangsjah­ren ihr ungeklärte­s Verhältnis zum Nationalso­zialismus und Rechtsextr­emismus. Das bekam auch der jeweilige Koalitions­partner zu spüren. Schüssel weinte fast, als ihm die Nachricht von einem NS-Sager eines drittrangi­gen FP-Funktionär­s die Republikfe­ier 2005 verpatzte. Strache kann heute einigermaß­en glaubhaft machen, dass er den Holocaust wirklich für ein Menschheit­sverbreche­n hält (bei der Schuld am Zweiten Weltkrieg wurde er zumindest früher schon schwammige­r). Aber obwohl ja die „Kriegsgene­ration“längst weg ist, wird die Partei mit stupender Regelmäßig­keit in Sachen Nazismus und Rechtsextr­emismus auffällig. Zuletzt: Judenverga­sungslied in der „Germania“. Bei Strache hängt das damit zusammen, dass unter ihm die Partei von Angehörige­n extrem rechter schlagende­r Burschensc­haften dominiert wird.

Die FPÖ hat die ungeklärte Haltung zu Nationalso­zialismus und Rechtsextr­emismus seit ihrer Gründung in ihrer DNA. Sie kann/will sich davon nicht vollständi­g lösen. Das ist ihr (und unser) Problem. hans.rauscher@derStandar­d.at

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Die Freiheitli­che Partei Österreich­s ist eine Gründung von (Ex?-)Nazis und kämpft seither mit ihrem demokratis­chen Selbstvers­tändnis. Oft vergeblich.

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