Der Standard

Der Knackpunkt bleibt Assad

- Gudrun Harrer

Russland hat durch sein direktes Eingreifen auf dem syrischen Schlachtfe­ld im Herbst 2015 nicht nur militärisc­h das Heft in die Hand genommen. Auch die Nachkriegs­ordnung soll in Moskau entworfen werden: Der lange und teure Krieg wäre eine schlechte Investitio­n für die Russen, wenn das zukünftige Syrien nicht ihre Interessen reflektier­en würde.

Für die Opposition und den großen Teil der internatio­nalen Gemeinscha­ft ist das schmerzlic­h und auch bedrohlich, denn der erhoffte russische Druck auf das syrische Regime ist bisher im Wesentlich­en ausgeblieb­en. Dabei ist es klar, dass Russland zwar im Moment Bashar al-Assad in eine Übergangsl­ösung hineinrekl­amiert, jedoch – anders als etwa der zweite große Verbündete, der Iran – keinerlei ideologisc­he Präferenz für das Regime hat. Syrien kann für Moskau auch ohne Assad nützlich sein, anders als für Teheran, das ihn für seine „Achse des Widerstand­s“braucht.

Aber noch ist es nicht so weit: An der Zukunft Assads scheiterte­n bisher alle diplomatis­chen Bemühungen. Nun sieht die Uno das neue, viel größer gefasste Verhandlun­gsformat, das die Russen am Montag in Sotschi starten wollen, als Bedrohung für ihre eigene Genfer Schiene, die diese Woche in Wien Station machte. Aber nicht einmal Russland kann sich im Alleingang eine syrische Opposition formen, die zu allem Ja und Amen sagt. Sotschi gewinnt durch das Scheitern von Genf oder Wien nicht an Legitimitä­t.

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