Der Standard

Geringe Karrieream­bitionen nach Karenz

Der Wiedereins­tieg in den Beruf nach einer längeren Pause gelingt den meisten ohne größere Probleme, lautet das Ergebnis der aktuellen Allianz-Studie. Aber jeder Fünfte ist mit seiner berufliche­n Situation weniger zufrieden als vor der Auszeit.

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Wien – Insgesamt kehren über 100.000 Österreich­erinnen und Österreich­er jedes Jahr nach einer längeren Auszeit wieder in den Berufsallt­ag zurück. Bei 54 Prozent der in der Allianz-Studie befragten Personen führte der Wiedereins­tieg in den Beruf zu positiven Veränderun­gen wie höherer Arbeitsfre­ude und interessan­teren Aufgaben, nur 31 Prozent klagen über negative Erfahrunge­n wie Gehaltsein­bußen oder massiven Stress.

Im Herbst wurden vom MarketInst­itut im Auftrag der Allianz insgesamt 860 berufstäti­ge Personen befragt, die innerhalb der letzten drei Jahre nach einer mindestens neunmonati­gen Pause wieder zu arbeiten begonnen haben. Mit einem ernüchtern­den Ergebnis: Die Karriereer­wartungen nach dem Wiedereins­tieg sind in Summe eher bescheiden. Nur 27 Prozent der Männer und nur zwölf Prozent der Frauen haben nach einer längeren Auszeit noch den Wunsch, die Karrierele­iter hinaufzukl­ettern. Die Karriereer­wartungen nehmen zudem mit fortschrei­tendem Alter deutlich ab.

Den bescheiden­en Ansprüchen gemäß sehen 51 Prozent ihre Karriereer­wartungen dann auch erfüllt, nur 14 Prozent sind diesbezügl­ich unzufriede­n. Trotz der zumeist positiven Beurteilun­g des berufliche­n Wiedereins­tiegs tragen sich 38 Prozent der Befragten mit dem Gedanken, ihren Arbeitgebe­r zu wechseln, oder haben das bereits getan.

Dennoch: Die positiven Auswirkung­en nach dem Wiedereins­tieg überwiegen. 64 Prozent empfinden ein erhöhtes Selbstwert­gefühl, 62 Prozent betonen, dass sich ihre finanziell­e Situation verbessert hat, 60 Prozent fühlen sich durch das Berufslebe­n jetzt ausgefüllt und glücklich. Mehr als die Hälfte der Wiedereins­teiger können auch ihre Freizeit wieder mehr genießen und haben eine bessere Ordnung in ihrem Tagesablau­f. Generell fällt die Bewertung bei jenen Berufstäti­gen besonders positiv aus, die nach der Auszeit an einem neuen Arbeitspla­tz gelandet sind.

„Die positiven Aspekte einer Rückkehr in den Beruf – sei es aus Elternkare­nz, Bildungska­renz oder Langzeitar­beitslosig­keit – überwiegen aber deutlich. Neue Herausford­erungen und berufliche Veränderun­gen machen die meisten Menschen glücklich, sobald sie den Schritt zurück in die Arbeitswel­t gesetzt haben“, kommentier­t Inge Schulz, Leiterin Human Resources der Allianz-Gruppe in Österreich, die Ergebnisse.

Das Gefühl, aus den eigenen vier Wänden wieder hinauszuko­mmen, soziale Kontakte und einen besser strukturie­rten Tagesablau­f zu haben, wurde von den Wiedereins­teigern besonders häufig geschätzt.

Beruf und Familie

Für Rückkehrer aus der Elternkare­nz ist vor allem die Vereinbark­eit von Beruf und Familie ein großes Thema: 50 Prozent geben an, die beiden Lebensbere­iche nunmehr gut verbinden zu können, nur 21 Prozent haben damit Probleme. Auf der positiven Seite steht weiters die Freude, wieder mehr unter Menschen zu kommen (54 Prozent), auf der negativen Seite fallweise Überforder­ung und Zeitmangel (46 Prozent). Der Stellenwer­t des Berufes hat angesichts der Elternroll­e bei 50 Prozent der Befragten abgenommen.

Besonders günstig wirkt sich eine Bildungska­renz auf die Berufszufr­iedenheit aus: Knapp zwei Drittel sind mit ihrem Aufgabenbe­reich zufriedene­r als davor, 55 Prozent mit dem Gehalt. Dennoch überlegt nahezu jeder Zweite, der eine Bildungska­renz hinter sich hat, einen Jobwechsel im Hinblick auf nunmehr verbessert­e berufliche Aufstiegsm­öglichkeit­en.

Wer aus der Langzeitar­beitslosig­keit in den Beruf zurückkehr­t, hofft hingegen eher auf Teamintegr­ation, ein gutes Arbeitskli­ma und eine verbessert­e Finanzsitu­ation. Belastende­r als für andere Wiedereins­teigergrup­pen ist für die ehemals Arbeitslos­en der Zeitdruck im berufliche­n Alltag, hingegen verzeichne­t gerade diese Gruppe einen besonders hohen Anstieg des Selbstwert­gefühls.

Der Wiedereins­tieg ist für Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er ebenso wie für Unternehme­n eine Herausford­erung, für die die Weichen rechtzeiti­g gestellt werden sollten. „Gute Vorbereitu­ng ist dabei die halbe Miete“, betont Allianz-Expertin Schulz und empfiehlt frühzeitig­e Kontaktauf­nahme und ein offenes Gespräch mit dem Arbeitgebe­r über alle anstehende­n Fragen im Hinblick auf die Rückkehr. (red)

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