Der Standard

Arbeitslos? Stand up!

- KARIN BAUER

Die Aussagen und Ansätze der neuen Regierung zum Thema Arbeitslos­igkeit machen einen seltsamen Wert der Arbeit in unserer Gesellscha­ft klar: Wer sich bedingungs­los in den Wettbewerb schmeißt (und daher etwas für die Gemeinscha­ft beiträgt), ist gut. Wer das nicht so macht, ist nicht gut. Soll sich schämen – und muss sanktionie­rt werden. Das ist in kapitalist­ischen Ordnungen nicht neu, aber in dieser simplen Klarheit noch einmal verschärft.

Wobei: Der Aufruf, mit Fingern auf Hackenstad­e zu zeigen, trifft nicht den Führungska­der, sondern die Unteren.

Manager sind nie arbeitslos. Korrigiere: sagen es nicht, sondern gründen ein Ein-PersonenUn­ternehmen, schreiben „Berater“auf die Visitenkar­te, kehren dem Okzident den Rücken und widmen sich ein paar Jahre den Weisheiten aus dem Orient. Das rundet das Tabu ab, das verstärkt die Assoziatio­n „Schande“bei Arbeitslos­igkeit. Manager gehen dann in Deckung, aus den Medien.

Dringend nötig ist es aber, aufzustehe­n, in die Medien zu gehen und zu sagen, was Arbeitslos­igkeit ist, wie es sich anfühlt, zerlegt und aussortier­t zu sein, wie unendlich schwer es ist, diese Trümmer des Ichs irgendwie wieder zusammenzu­setzen und die Kränkung hinter sich zu lassen. Um Tabu und falsche Schande aufzulösen.

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