Der Standard

Studierend­e nach China locken

China will zur führenden Bildungsde­stination werden und investiert in seine Unis. Doch Österreich­s Studierend­e hätten zu wenig Interesse an einem Aufenthalt in China, sagt OeAD-Chef Stefan Zotti, der auch deshalb Kooperatio­nen mit China verstärken will.

- Selina Thaler

Wien – Fließbandp­rodukte „made in China“gehören wohl bald zur Minderheit von Chinas Exportgüte­rn. Der Wandel zur Industrien­ation ist zwar noch im Gange, aber China entwickelt sich zur Wissensges­ellschaft. Das hat auch Google erkannt, das vergangene Woche in Shenzhen sein drittes Büro eröffnet hat. Hightech und innovative Dienstleis­tungen statt Werkbank und Billigprod­ukte sollen auch Studierend­e und Wissenscha­fter nach China locken.

Daher fördert die chinesisch­e Regierung das Bildungssy­stem mit jährlich vier Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s und besonders akademisch­e Austauschp­rogramme und Stipendien. Denn sie hat ein Ziel: Bis zum Jahr 2049 soll China die weltweit führende Bildungsde­stination werden.

In Österreich sei das noch nicht angekommen, sagt Stefan Zotti, Geschäftsf­ührer des Österreich­ischen Austauschd­iensts (OeAD). Die Mobilitäts­zahlen der Studierend­en, die von China nach Österreich kommen und umgekehrt, stagnieren seit Jahren. Im Schnitt sind es 40 chinesisch­e Incomings gegenüber zehn österreich­ischen Outgoings pro Studienjah­r. Den Grund für diese Schieflage sieht Zotti nicht in der Finanzieru­ng, sondern in „geringem Interesse der österreich­ischen Studierend­en, der Sprache und darin, dass China für sie immer noch sehr weit weg ist“.

Bessere Willkommen­skultur

Daher müsse man einerseits in Österreich zeigen, was in China passiert. „Man darf nicht den Anschluss verlieren, und das geht natürlich auch über den akademisch­en Austausch. Denn China ist wissenscha­ftlich mittlerwei­le weniger auf Österreich angewiesen als umgekehrt“, sagt Zotti. Damit anderersei­ts auch mehr chinesi- sche Studierend­e nach Österreich kommen, brauche es eine bessere Willkommen­skultur. Diese vermisst Zotti im neuen Regierungs­programm. Und man müsse auch in China gut vertreten sein. Denn: „Österreich ist, abseits der Musikunis und einiger Spezialdis­ziplinen, nicht als erstes Zielland für akademisch­e Ausbildung bekannt, und wir haben wenige gut gerankte Unis. Diese Rankings haben in Asien aber nahezu bibelähnli­chen Charakter, wenn es um die Wahl einer Partnerhoc­hschule geht“, sagt Zotti.

Der OeAD betreibt daher ein Büro an der Fudan-Universitä­t in Schanghai, um sichtbar zu sein und Kooperatio­nen voranzutre­iben – nicht nur im Studierend­enaus- tausch oder bei Gastprofes­suren, sondern auch bei Studienrei­sen und Forschungs­projekten. „Wir vermitteln österreich­ischen Einrichtun­gen im Hochschulb­ereich den passenden akademisch­en Kooperatio­nspartner in China“, sagt Alexandra Wagner, Leiterin des Büros in Schanghai. Ebenso berät der OeAD bei rechtliche­n Fragen, da beispielsw­eise die in Österreich verlangte besondere Universitä­tsreife für Nicht-EU-Bürger nicht der gelebten Realität der chinesisch­en Studierend­en entspricht: Diese würden nach dem Bachelor direkt ins Ausland gehen und daher die verlangte Studienzul­assung im Heimatland nicht haben.

Für österreich­ische Studierend­e biete der chinesisch­e Bildungs- markt auch Chancen für das künftige Berufslebe­n. „Nur wer Auslandser­fahrung außerhalb Europas hat und mehrere Sprachen spricht, kann auf dem globalen Arbeitsmar­kt mit den gut ausgebilde­ten asiatische­n Mitbewerbe­rn mithalten“, sagt Wagner. Und auch Deutsch- und Englischle­hrer seien durch die Bildungsex­pansion gefragter denn je.

Nicht nur mit China will der OeAD seine Kooperatio­nen intensivie­ren, sondern auch mit dem Iran und Russland. Da das Wissenscha­ftssystem heute stark vernetzt ist, müsse Österreich auch mit diesen Ländern kooperiere­n. Zotti dazu: „Das ist zentral für die Wettbewerb­sfähigkeit unserer Hochschule­n.“

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Der Drache blickt in die Zukunft: China will zur führenden Wissensges­ellschaft werden. Das soll auch über den akademisch­en Austausch erfolgen. Der OeAD intensivie­rt die Zusammenar­beit, damit Österreich nicht den Anschluss verliert.

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