Ikea-Gründer verstorben
Er war Schwede, skurriler Kauz und Milliardär. In fast jedem Haushalt finden sich Produkte, die ihn reich gemacht haben. Am Wochenende ist Ikea-Gründer Ingvar Kamprad im Kreis der Familie friedlich eingeschlafen.
Der Gründer des weltweiten Möbel-Imperiums, Ingvar Kamprad, ist 91-jährig im schwedischen Småland verstorben.
Stockhom/Wien – Er revolutionierte das Möbelgeschäft, indem er seine Kunden die Einrichtung selbst zusammenbauen ließ. Auf seine Kappe gehen Kultprodukte wie das Bücherregal Billy. Ingvar Kamprad, Gründer des internationalen Handelsriesen Ikea, ist nun in seinem Haus in der schwedischen Provinz Småland im Kreis seiner Familie 91-jährig friedlich eingeschlafen, wie das Unternehmen am Sonntag mitteilte.
Kamprad, der als gewiefter Unternehmer Ikea in ein weltweites Möbelimperium verwandelte und damit zum Multimilliardär avancierte, zeigte früh kaufmännisches Talent. Der Sohn sächsischer Einwanderer, geboren am 30. März 1926 in Pjätteryd und aufgewachsen am Bauernhof Elmtaryd nahe Agunnaryd in der schwedischen Provinz Småland, verkaufte bereits im Alter von sieben Jahren Streichhölzer. 1943 gründete er Ikea, das sich aus den Initialen seines Vor- und Nachnamens sowie seines Heimatortes zusammensetzt. Er versuchte es zunächst mit Kugelschreibern und Uhren.
Selbstbaumöbel für die Masse
Erst Anfang der 1950er-Jahre stellte Kamprad sein Sortiment auf den Einrichtungsversand um und verkaufte Selbstbaumöbel, die er mit kreativen Namen wie schwedischen Flüssen versah und billig anbot. Mit dieser Strategie traf er den Nerv der Konsumenten und eroberte ihre Wohnungen.
Heute ist Ikea Weltmarktführer mit mehr als 300 Möbelhäusern in 44 Ländern und 90.000 Mitarbeitern. Trotz seines Erfolges gab sich Kamprad bescheiden und kumpelhaft. Sein Geiz, auf den er stolz war, trieb skurrile Blüten. Trotz eines geschätzten Vermögens von 36 Milliarden Euro kaufte er nur beim Discounter ein, flog Economy und fuhr einen rostigen Volvo. Um den hohen Steuern in Schweden zu entfliehen, zog er Ende der 1970er-Jahre in die Schweiz.
Nazivergangenheit
Um mehr Steuern zu sparen, wandelte Kamprad die Firma 1982 in eine Stiftung mit Sitz in den Niederlanden um. Der Konzern spaltet sich inzwischen in viele Firmen auf, die in Liechtenstein, Luxemburg, Schweden und den Niederlanden registriert sind. Um dem Image des „Steuervermeiders“entgegenzutreten, gründete Kamprad eine Stiftung und avancierte damit zu einem der größten privaten Stifter in Europa.
Kamprad sprach offen über seine Lese- und Schreibschwäche und seinen Kampf gegen den „Dämon Alkohol“sowie über den Tod seiner Frau Margaretha im Dezember 2011, mit der er drei Söhne und eine Tochter hatte. 1994 wurde bekannt, dass der junge Kamprad über seine aus dem Sudetenland stammende Großmutter Sympathien für die NS-Ideologie gewonnen hatte. In einem offenen Entschuldigungsbrief an alle Mitarbeiter nannte er sein damaliges Verhalten „die größte Dummheit meines Lebens“.
2009 geißelte ihn sein Ex-Vertrauter Johan Stenebo in einem Enthüllungsbuch einen „manipulierenden Diktator“und warf ihm Stasi-Methoden vor. 1982 zog sich Kamprad operativ aus Ikea zurück, behielt aber über Stiftungskonstruktionen die Kontrolle, da er seine Söhne als Nachfolger für unfähig hielt.