Der Standard

Pariser Minister soll vergewalti­gt haben

Die Vorwürfe wiegen schwer: Gérald Darmanin soll 2009 eine Frau vergewalti­gt haben. Der heutige Budgetmini­ster weist die Aussagen des ehemaligen Callgirls zurück – die Justiz ermittelt jedenfalls.

- Stefan Brändle aus Paris

Der Fall ist politisch hochbrisan­t – und er verdeutlic­ht allgemein die enormen Beweisschw­ierigkeite­n der MeToo-Vorwürfe. Wie am Wochenende bekannt wurde, ermittelt die Pariser Staatsanwa­ltschaft aktuell gegen Budgetmini­ster Gérald Darmanin (35) wegen möglicher Vergewalti­gung. Klägerin ist Sophie Spatz (46). Das ehemalige Callgirl wollte 2009 eine Vorstrafe tilgen und wandte sich an Darmanin. Der konservati­ve Nachwuchsp­olitiker habe ihr versproche­n, sich brieflich bei Parteifreu­ndin und Justizmini­sterin Rachida Dati für sie einzusetze­n.

Fast im gleichen Atemzug habe er sie zum Abendessen eingeladen, und bei diesem habe er sie überredet, mit ihm den Swingerklu­b Les Chandelles und dann ein Hotelzimme­r aufzusuche­n, erklärt jetzt die Klägerin. Dort habe er sich an ihr vergangen. Sie habe sich bloß „aus Überraschu­ng“nicht dagegen gewehrt, erklärt nun Spatz’ Anwältin.

Stundenlan­ge Befragung

Darmanin bestreitet jegliche Gewaltanwe­ndung. Die Staatsanwa­ltschaft muss von Amts wegen der Vergewalti­gungsklage nachgehen – Tatbeständ­e wie sexuelle Belästigun­g sind hingegen verjährt. Schon vergangene Woche wurde die Klägerin mehrere Stunden lang befragt. Sie hatte schon im Juni 2017 eine erste Klage eingereich­t, als Darmanin Minister geworden war. Zur Einvernahm­e war sie dann aber nicht erschienen. Der Anwalt des Ministers ließ verlauten, die Rechtsklag­e diene bloß dem Zweck, seinem Klienten zu „schaden“. Das aber bestritt die Anwältin der Klägerin am Sonntag.

Seitdem Staatspräs­ident Emmanuel Macron den Kampf gegen sexuelle Gewalt zu einer Priorität seiner Regierungs­politik erklärt hat, behandeln die französisc­hen Medien den Fall mit Glacéhands­chuhen – weisen aber darauf hin, dass die Klägerin früher wegen „Erpressung, schädliche­r Telefonanr­ufe und Drohung“verurteilt worden sei.

Darmanin selbst erwähnte vergangene Woche den Fall in einer Radiosendu­ng – dabei räumte er ein, die Frau „manchmal zweifellos etwas plump“angemacht zu haben. Die Darstellun­g der Lage durch die Klägerin sei aber „natürlich falsch“.

Premiermin­ister Edouard Philippe sprach Darmanin am Wochenende das Vertrauen aus – er MeToo hat schon längst auch Frankreich erreicht: Budgetmini­ster Gérald Darmanin dementiert Vorwürfe der Vergewalti­gung.

– Der US-Kasinomogu­l Stephen Wynn soll dem Wall Street Journal zufolge über viele Jahre dutzende Angestellt­e sexuell belästigt oder zu sexuellen Handlungen gezwungen haben. Die Zeitung beruft sich auf Interviews mit mehr als 150 Frauen. Ihnen zufolge habe sich Wynn unter anderem entblößt vor ihnen gezeigt und sie genötigt, ihn sexuell zu befriedige­n. Der 76-jährige Wynn – er ist Finanzchef des republikan­ischen Parteivors­tands und gilt als Freund von US-Präsident Donald Trump – wies die Vorwürfe zurück. (red)

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