Der Standard

Über hundert Tote bei Anschlag

Taliban bekennen sich zu blutigem Terrorakt in Kabul

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– Eine an sich schon verheerend­e Woche für Afghanista­n hat am Wochenende einen traurigen Höhepunkt gefunden: Mehr als hundert Menschen wurden laut Zahlen vom Sonntag getötet, als tags zuvor ein Attentäter einen mit Sprengstof­f beladenen Lkw in einer Menschenme­nge in Kabul zur Explosion brachte. Spekulatio­nen, es habe womöglich einen zweiten Sprengwage­n gegeben, wurden zunächst nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert.

Zur Tat bekannten sich die Taliban, die in der vergangene­n Woche bereits einen blutigen Angriff auf ein bei Ausländern beliebtes Hotel in Kabul und ein Attentat gegen Mitarbeite­r der NGO Save the Children in Jalalabad verübt hatten. In einer Botschaft vom Sonntag bezeichnet­en die radikalen Islamisten ihre Anschläge als „klare Botschaft an (US-Präsident Donald, Anm.) Trump und seine Speichelle­cker“. Man werde es sich nicht gefallen lassen, wenn plötzlich die militärisc­hen Angriffe wieder zunähmen, heißt es in der Botschaft weiter. „Wenn man mit uns nur durch den Lauf eines Gewehrs spricht, werden wir nicht im Gegenzug Blumen pflanzen.“

Für die Regierung von Präsident Ashraf Ghani kommen die Anschläge zu einem besonders ungünstige­n Zeitpunkt. Der Staatschef befindet sich seit Monaten im Clinch mit mehreren wichtigen Lokalpolit­ikern, bei dem es allerdings eher um die Machtverte­ilung im Land als um die Sicherheit geht. Diese, so der Eindruck bei vielen in der Bevölkerun­g, kommt dabei unter die Räder. Auch die USA haben Ghani daher wiederholt aufgeforde­rt, eine Einigung in dieser Frage zu finden und sich auf den Schutz der Afghanen zu konzentrie­ren.

Schlag gegen Washington

Doch auch für Washington ist die jüngste Anschlagss­erie ein Schlag ins Gesicht: Die USA hatten im Sommer ihren neuen Afghanista­n-Plan vorgestell­t, von dem Militär- und Sicherheit­skreise Präsident Trump in schwierige­n Gesprächen überzeugt hatten. Eine Aufstockun­g der Kräfte in Afghanista­n sollte dabei für mehr Druck auf die Taliban sorgen und sie damit zu Verhandlun­gen zwingen. Erst vor zwei Wochen hatte Trumps UN-Botschafte­rin Nikki Haley Kabul besucht und dort die Strategie gelobt. (red, Reuters)

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