Der Standard

KOPF DES TAGES

Erfolgreic­her Imagewande­l zur Landesmutt­er

- Sebastian Fellner

Nun ist Johanna Mikl-Leitner angekommen. Zehn Monate, nachdem sie das Amt der niederöste­rreichisch­en Landeshaup­tfrau übernommen hatte, wurde sie auch von der Bevölkerun­g darin bestätigt.

Wann diese Reise für die 54-jährige Klosterneu­burgerin begonnen hat, das ist Ansichtssa­che.

War es im März des Vorjahres, als sie den Chefsessel in ihrem Heimatland von ihrem größten Förderer, Altlandesh­auptmann Erwin Pröll, übernommen hat, um seitdem Paket um Paket zu beschließe­n und in Pressekonf­erenz um Pressekonf­erenz zu präsentier­en – und sich so als Politikeri­n zu inszeniere­n, die in Machtfrage­n die Tradition Prölls weiterführ­t, der Landespoli­tik mit Demokratie­reform und Breitbando­ffensive aber einen modernen Anstrich verpasst?

War es, als der Landesvate­r sie als Innenminis­terin 2011 nach Wien schickte, um sie 2016 – in einer schamlosen Machtdemon­stration den damaligen Parteichef überrumpel­nd – als Finanzland­esrätin und seine Stellvertr­eterin wieder zurück in die Heimat zurückholt­e, um sie nach getaner Arbeit während der für die Ministerin herausford­ernden Flüchtling­skrise als seine Nachfolger­in aufzubauen?

War es schon 2003, als sie nach vier Jahren im Nationalra­t zum ersten Mal von Wien nach St. Pölten zurückkehr­te, um für den von ihr geführten Landtagswa­hlkampf mit dem Job der Sozialland­esrätin belohnt zu werden?

Oder war es schon 1992? Damals, als Erwin Pröll in der gleichen Position war wie MiklLeitne­r bis zur Landtagswa­hl 2018: schon im Amt, aber noch nicht gewählt. Als die gelernte Wirtschaft­spädagogin ein Personenko­mitee für Pröll mitbegründ­ete – und prompt zur Marketingl­eiterin der ÖVP Niederöste­rreich bestellt wurde?

Damals wie heute hat Mikl-Leitner jedenfalls die Fähigkeit, Politik mit den Mitteln der Werbung zu verkaufen, weitergebr­acht.

Mit dem Wechsel von der Innenminis­terin zur Landeshaup­tfrau vollzog Mikl-Leitner auch ein Rebranding. Weg vom strengen, dunklen Look, hin zum weichen, hellen Auftreten. Ihrem Wahlsieg gingen zehn Monate voraus, in denen die Mutter zweier Töchter ihr Image mit jeder Aktion weiter aufbaute: als beinahe hyperaktiv­e Landesmutt­er, die über dem täglichen Polithickh­ack steht, verbindend das ganze Land umarmt – aber auch einmal streng sein kann. Und absolute Mehrheiten gewinnt.

 ?? Foto: Matthias Cremer ?? Johanna Mikl-Leitner schlug ihre erste Wahl als Landeshaup­tfrau.
Foto: Matthias Cremer Johanna Mikl-Leitner schlug ihre erste Wahl als Landeshaup­tfrau.

Newspapers in German

Newspapers from Austria