Der Standard

Heumarkt: Strache droht mit Gang vor Höchstgeri­cht

Die Bundesregi­erung kritisiert Wiens Umgang mit dem Unesco-Weltkultur­erbe-Status. Die Stadt verstoße mit dem geplanten Wohnturm am Heumarkt gegen ihre Verpflicht­ung, das Welterbe zu schützen. Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache will rechtliche Schritte pr

- David Krutzler

Wien – Die türkis-blaue Bundesregi­erung nimmt sich der umstritten­en Umwidmung des Wiener Heumarkt-Areals an, die den geplanten Bau eines 66 Meter hohen Wohnturms sowie den Abriss und Neubau des Interconti­nental-Hotels ermöglicht. Diese Pläne hatten zur Folge, dass die Unesco das Wiener Stadtzentr­um im Juli 2017 auf die Rote Liste gefährdete­r Weltkultur­erbestätte­n setzte. Die Unesco erlaubt als maximale Bebauungsh­öhe 43 Meter.

Der Regierung sei die Gefahr der Aberkennun­g des prestigere­ichen Welterbe-Prädikats durch die Unesco bewusst, sagte Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ). Die Stadt verstoße gegen die Verpflicht­ung zum Schutz des Welterbes. Strache kritisiert­e die „ominöse Hochhauspo­litik“der Stadtregie­rung. Die Unesco werde Wien das Weltkultur­erbe aberkennen, „wenn wir nicht die Stopptaste drücken“. Sollte Wien auf dem Wohnturm beharren, werde man „rechtliche Schritte prüfen und auch setzen“. Der Gang vor den Verfassung­sgerichtsh­of ist laut Strache eine Möglichkei­t.

Auch Kulturmini­ster und ÖVPWien-Chef Gernot Blümel griff Rot-Grün an und warf der Stadtregie­rung „Doppelbödi­gkeit“vor. Diese habe schließlic­h die Rahmenbedi­ngungen vorgegeben, die die Neugestalt­ung samt dem Turmprojek­t durch Michael Tojner (Wertinvest) erst möglich machten. „Der Investor ist der Leidtragen­de“, sagte Blümel.

Bis Donnerstag hatte die Republik – als Vertragspa­rtner der Unesco – Zeit, dem Gremium einen neuen Bericht über die Anstrengun­gen zum Erhalt des Welterbes zu übermittel­n. Darin werden laut Blümel „erstmals Maßnahmen vorgeschla­gen“, um die verfahrene Situation zwischen Stadt und Unesco aufzulösen. So soll es Expertenwo­rkshops geben und ein Report verfasst werden. Auf dieser Basis soll im Frühherbst mit der Unesco diskutiert werden, um einen Kompromiss zu erzielen. Konkrete Forderunge­n, ob sich auch die Unesco bewegen müsse, nannte Blümel nicht.

Ursprüngli­ch hätte der Turm 73 Meter hoch werden sollen. Die Stadt einigte sich aber mit dem Investor darauf, nicht so hoch zu bauen, dafür aber das Hotel etwas größer neu zu errichten. Die Unesco blieb bei den von ihr geforderte­n 43 Metern.

Die grüne Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou verwies auf die „im Herbst 2017 gestartete direkte Kommunikat­ion mit der Unesco, die in engster Abstimmung mit dem Bundeskanz­leramt läuft“. Der Auftritt Straches und Blümels sei nur ein Versuch, vom „Nazi-Liederbuch-Skandal abzulenken“. Im März werde eine Unesco-Delegation auf Einladung des Kanzleramt­s Wien besuchen, wo offene Fragen geklärt werden sollen.

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Kulturmini­ster Gernot Blümel (VP) und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FP) zeigen sich beim Vorgehen in der Causa Heumarkt einig.

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