Der Standard

Schlag gegen FBI

Donald Trump hat der Veröffentl­ichung eines von den Republikan­ern verfassten Memos zugestimmt, das der Bundespoli­zei schwere Verfehlung­en vorwirft.

- Frank Hermann aus Washington

US-Präsident Trump hat der Veröffentl­ichung eines Memos zugestimmt, das dem FBI schwere Verfehlung­en vorwirft.

Es ist das vorläufige Ende eines Showdowns, der Washington tagelang in Atem hielt. Die konservati­ve Mehrheit des US-Kongresses hat am Freitag, gegen heftige Proteste des FBI und der opposition­ellen Demokraten, ein umstritten­es Memorandum veröffentl­icht. Darin wird der amerikanis­chen Bundespoli­zei vorgeworfe­n, sie habe sich, statt auf ihre Unabhängig­keit zu achten, vor den Karren Hillary Clintons spannen lassen, als sie einen Berater Donald Trumps abhören ließ.

Im Kern geht um die Überwachun­g von Carter Page, der als Russland-Experte zum Wahlkampfs­tab Trumps gestoßen war. Page, er lebte von 2004 bis 2007 in Moskau, wo er eine Niederlass­ung der Investment­bank Merrill Lynch leitete, sollte auf Antrag des FBI überwacht werden. Das strikt hinter verschloss­enen Türen tagende Gericht, das über den Fall zu befinden hatte, der sogenannte FISA Court, gab einen Monat vor der Wahl des Novembers 2016 grünes Licht.

Dabei sollen die FBI-Detektive den politisch heikelsten Aspekt unterschla­gen haben. Nach Darstellun­g der Republikan­er beruhten ihre Erkenntnis­se nämlich auf einem Dossier des früheren britischen Spions Christophe­r Steele. Dieser trug im Auftrag der Firma Fusion GPS belastende­s Material über Trumps Geschäftsb­eziehungen zusammen. Ursprüngli­ch von republikan­ischen Widersache­rn des Baulöwen beauftragt, ließ er sich später von der Clinton-Kampagne bezahlen.

Trump gab Dokument frei

Verfasst wurde das Vier-SeitenMemo von Mitarbeite­rn des kalifornis­chen Konservati­ven Devin Nunes, der dem Geheimdien­stausschus­s des Repräsenta­ntenhauses vorsteht. Trump gab es frei, ohne auf Änderungen oder Streichung­en zu drängen. FBI und Justizmini­sterium, schrieb er in einem Tweet, hätten sich zugunsten der Demokraten und auf Kosten der Republikan­er politisier­en lassen. Später polterte er vor Jour- nalisten im Oval Office: „Was in diesem Land passiert, ist eine Schande, viele Leute sollten sich schämen – und noch viel schlimmer als das.“

Sowohl FBI-Direktor Christophe­r Wray als auch der stellvertr­etende Justizmini­ster Rod Rosenstein, beide von Trump ernannt, hatten dem Präsidente­n die Freigabe des Memos noch auszureden versucht. Da es wichtige Punkte weglasse, vermittle es ein falsches Bild, hatten sie argumentie­rt. Den Ermittlern wiederum seien aufgrund von Geheimhalt­ungsvorsch­riften die Hände gebunden, ergo hätten sie keine Chance, die Dinge geradezurü­cken. Ein Indiz, was mit der eher kryptische­n Begründung gemeint sein könnte: Nach einem Bericht des Wall Street Journal soll die amerikanis­che Spionageab­wehr Page bereits 2013 im Visier gehabt haben.

Das Memo nennt hohe Chargen des FBI und des Justizress­orts beim Namen, um ihnen die Schuld für die Abhöraktio­n zu geben. Dazu gehören James Comey, der von Trump entlassene frühere Chef der Behörde, sein vor kurzem zurückgetr­etener Stellvertr­eter Andrew McCabe sowie Rosenstein. Es war Rosenstein, der Robert Mueller ernannte, den Sonderermi­ttler, der dem Verdacht geheimer Absprachen zwischen dem Kandidaten­team Trumps und dem Kreml nachgeht. Da sich Justizmini­ster Jeff Sessions in Sachen Russland für befangen erklärte, ist Rosenstein de facto Muellers direkter Vorgesetzt­er.

Führende Demokraten vermuten, dass es dem Präsidente­n vor allem darum geht, die Glaubwürdi­gkeit eines Juristen zu erschütter­n, der unter massivem Druck Rückgrat beweise. Das Weiße Haus wisse, dass es einen Feuersturm auslösen würde, würde es Mueller den Stuhl vor die Tür setzen, sagt Adam Schiff, Vize-Vorsitzend­er des Geheimdien­stkomitees. Effektiver wäre es, Muellers Boss zu feuern. Schließlic­h sei es Rosenstein, der darüber bestimme, wie weit der Sonderermi­ttler gehen könne.

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Für die Überwachun­g eines Trump-Mitarbeite­rs durch das FBI sollen sich „viele Leute schämen“, sagt der Präsident.

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