Der Standard

Wirbel um arbeitslos­e Ausländer

Das Sozialmini­sterium ortet eine „bedenklich­e Entwicklun­g“bei der Ausländera­rbeitslosi­gkeit. Dabei hat die Arbeitslos­enquote unter Nichtöster­reichern in den vergangene­n Jahren stärker abgenommen.

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Wien – Zuerst ließen sie auf sich warten, nun entwickeln sie sich „bedenklich“: Die Rede ist von den Arbeitsmar­ktzahlen, die mit einem Tag Verspätung vom Sozialmini­sterium veröffentl­icht wurden. Der Grund: Man wollte noch „einige Details klären“. Erst am Freitag meldete sich Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) in einer Stellungna­hme zu Wort und kommentier­te die Jänner-Statistik: „Diese Zahlen erscheinen zwar oberflächl­ich betrachtet gut, ein Blick in die Details zeigt aber, dass es hier bedenklich­e Entwicklun­gen gibt.“

Damit spricht Hartinger-Klein die Ausländera­rbeitslosi­gkeit in Österreich an. Daten der vergangene­n Jahre zeigen jedoch, dass die Arbeitslos­enquote unter Ausländern zwar höher ist, seit November 2016 aber kontinuier­lich stärker gesunken ist als jene der Inländer.

In absoluten Zahlen waren mit Monatsende 308.857 Österreich­er beim Arbeitsmar­ktservice (AMS) als arbeitslos oder in Ausbildung vorgemerkt. Dem gegenüber standen 147.003 Personen, die keine österreich­ische Staatsbürg­erschaft besitzen.

Trotz der niedrigere­n absoluten Zahlen ist die Arbeitslos­enquote, also der Bestand arbeitslos­er Personen im Verhältnis zum Arbeitskrä­ftepotenzi­al, bei Ausländern höher. Im Dezember 2017 lag die Arbeitslos­enquote in Österreich insgesamt bei 9,4 Prozent: jene der Inländer bei 8,1 und jene der Ausländer bei 14,5 Prozent.

Betrachtet man jedoch die Veränderun­g der Arbeitslos­enquoten, (siehe Grafik), erleben Ausländer eine bessere Entwicklun­g. Seit April 2017 ist die Arbeitslos­enquote der Nichtöster­reicher jeden Monat im Vergleich zum Vorjahr um mehr als einen Prozentpun­kt gesunken. Die Quote unter Inländern sank in der gleichen Periode hingegen nur zwischen 0,2 und 0,9 Prozentpun­kten.

Der Grund dafür ist laut Helmut Mahringer, Arbeitsmar­ktexperte am Wirtschaft­sforschung­sinstitut, die Hochkonjun­ktur: „Wenn es gut läuft, wird eingestell­t, wenn es schlecht läuft, aussortier­t.“Gera- de Ausländer, die oft als temporäre Arbeitskrä­fte tätig sind, würden dadurch in Phasen des wirtschaft­lichen Aufschwung­s kurzfristi­g profitiere­n.

Mehr Saisonnier­s

Die generell höhere Arbeitslos­igkeit bei ausländisc­hen Beschäftig­ten liege unter anderem auch daran, dass sich Menschen dieser Gruppe öfter in instabilen Beschäftig­ungsverhäl­tnissen befinden. Im Niedrigloh­nsektor gibt es eine höhere Fluktuatio­n, Menschen sind öfter arbeitslos.

Zudem sind viele Ausländer als Saisonarbe­itskräfte beschäftig­t, wie etwa im Bauwesen oder in der Gastronomi­e. Deshalb sei es schwierig, die derzeit leicht ange- stiegene Arbeitslos­enquote von Ausländern besonders hervorzuhe­ben, heißt es unter Arbeitsmar­ktexperten.

Alarmiert zeigte sich Hartinger auch aufgrund der hohen Zahl an arbeitslos­en Flüchtling­en und subsidiär Schutzbere­chtigten, die nur einen Pflichtsch­ulabschlus­s vorweisen können. Auch diese Hervorhebu­ng sei überspitzt, meinen Experten. Das AMS zieht bei ausländisc­hen Abschlüsse­n ohne Nostrifizi­erung – die Flüchtling­e oft noch nicht durchlaufe­n haben – den jeweils niedrigere­n Bildungsab­schluss für die Statistik heran. Auch diese Betonung sorgte für Kritik, sind doch auch Österreich­er mit geringer Qualifikat­ion häufiger arbeitslos. (lauf)

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