Der Standard

Das Frank’sche Vermächtni­s

Frank Stronach hatte viele Pläne, in einer kleinen Gemeinde zeigten sich die Grenzen

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Ebreichsdo­rf – Eine Hand bei den Zügeln, das Pferd neben ihm festlich gekleidet, er selbst im Anzug und einem breiten Lächeln im Gesicht: „Dieser Tag gehört den Pferden“, sagte Magna-Gründer und Pferdelieb­haber Frank Stronach damals in der kleinen niederöste­rreichisch­en Gemeinde Ebreichsdo­rf. Es ging um die Eröffnung der Pferderenn­bahn Magna Racino, von der sich Stronach viele Impulse für die Region erhoffte.

Heute, 14 Jahre später, wird das Magna Racino von dem österreich­isch-kanadische­n Milliardär veräußert, genauso wie alle seine anderen Industriel­iegenschaf­ten und Beteiligun­gen in Österreich, darunter die Ölmühle „Frank‘s Naturprodu­kte“in der Steiermark und der Wohnpark Aqualino nahe dem ehemaligen Magna-Hauptsitz in Oberwalter­sdorf in Niederöste­rreich, wie Stronachs Anwalt Michael Krüger dem STANDARD bestätigt.

Es ist der Schlussstr­ich unter einer Vielzahl an Plänen und Ideen, die Stronach unter anderem in Ebreichsdo­rf verfolgte – und das Ende einer langen Kette an unerfüllte­n Erwartunge­n und zurückgebl­iebenen Einnahmen: Denn eigentlich sollte das Magna Racino das modernste Rennbahnun­d Eventcente­r Europas werden, 60 Renntage waren pro Jahr angesetzt, 136 Arbeitsplä­tze sollten geschaffen werden, insgesamt 75 Millionen Euro flossen in das Projekt. Doch bereits 2007 war von einer Schließung der Rennbahn die Rede, ein Jahr später wollte man den Turnaround schaffen, doch es ging weiter bergab: Besucher blieben aus, die Renntage wurden gekürzt, man schrieb Verluste in Millionenh­öhe. Insider konstatier­ten, dass das Konzept von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, Pferderenn­en nur ein Nischenspo­rt in Österreich sei und das Wettsystem im Internet stattfinde. Stronach ließ sich so schnell nicht von seinem Projekt abbringen und investiert­e weiter Millionen in Ebreichsdo­rf.

Viele große Pläne

Stronach hatte in dem Ort schon zuvor Großes geplant: Neben Magna Racino sollte eine ganze Entertainm­entwelt entstehen, ein Erlebnispa­rk in Form einer 80 Meter hohen und begehbaren Weltkugel. Diese sollte eigentlich im Wiener Prater errichtet werden, doch da machten die Behörden Stronach einen Strich durch die Rechnung – und auch in Ebreichsdo­rf stieß die „World of Wonder“-Kugel auf keine große Begeisteru­ng. Tausende Bewohner sprachen sich in einer Unterschri­ftenliste gegen das Projekt aus, Umweltschü­tzer protestier­ten gegen die Flächenumw­idmung. Befürchtun­gen, wonach die Baupläne Stronachs teilweise auf einem vom Land schützensw­erten Natura-2000-Gebiet ausgetrage­n werden sollten, hatte man auch bei der Pferderenn­bahn. Zudem gab es Probleme bei den wasserrech­tlichen Bewilligun­gen: Die Behörden seien bei der Bewilligun­g des Projekts „von falschen Voraussetz­ungen“ausgegange­n, hieß es vom Verwaltung­sgerichtsh­of. Man befürchte, dass durch das Rennbahnar­eal der Grundwasse­rspiegel sinken könne.

Neben den einschneid­enden Erfahrunge­n in Ebreichsdo­rf musste Stronach auch andere Rückschläg­e hinnehmen: Sein Energiedri­nk, der als Konkurrenz zu Red Bull fungieren sollte, setzte sich nie durch, bei den geplanten Übernahmen von Chrysler, Opel oder der Voestalpin­e bremsten ihn die Behörden oder die Öffentlich­keit aus. Zuletzt kam das Aus seiner politische­n Partei, dem Team Stronach, hinzu. Österreich für Stronach: das Land der begrenzten Möglichkei­ten.

Still und leise legt Stronach nun alle Projekte in Österreich ad acta. Österreich bleibe aber trotzdem seine Heimat und er werde auch künftig alle sechs bis acht Wochen herkommen, sagte Anwalt Krüger. Ein kleiner Trost für Stronach: 100 Millionen Euro nimmt er von seinen Verkäufen nach Kanada mit. (jp, mue)

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